SV Post Telekom Schwerin, 05. Oktober 2008
Ein Mafia-Boss soll damit geprahlt haben, das Kreisligaspiel des SV Post Schwerin am kommenden Sonntag bei Blau-Weiß Parum gekauft zu haben. Schweriner Behörden ermitteln bereits, eine Durchsuchung erfolgte am Donnerstag gegen Mittag im Vereinshaus des SV Post Schwerin.
Der Kreispokalsieger von 2007 hat mit großer Überraschung auf seine vermeintliche Verwicklung in einen angeblichen Bestechungsfall reagiert. „Dem SV Post Schwerin ist dieser Verdacht ebenso wenig bekannt, wie der Schweriner Staatsanwaltschaft. Wir werden versuchen, jegliche etwaige Information zu diesem Vorgang zu erhalten“, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Schweriner.
Die spanischen Zeitungen ‚ABC’ und ‚El Pais’ hatten zuvor berichtet, dass eine russische Mafia-Bande behauptet, unter anderem das Kreisligaspiel zwischen Schwerin und Parum mit einer Hand voll Euro ‚gekauft’ zu haben. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof in Spanien bestätigt, dass Generalstaatsanwalt Baltasar Garzon Ermittlungen aufgenommen habe und die Justizbehörden in Schwerin um Unterstützung bei der Aufklärung bitten wolle. Handfeste Beweise für die Vorwürfe gibt es bislang keine.
Auch der Kreisfußballverband Schwerin kündigte Ermittlungen an. „Wenn es derartige Gerüchte gibt, dann nehmen sich die Mitglieder der Disziplinarkommission der Sache an und wir werden sehr genau hinschauen“, sagte Mediendirektor Evert.
Blau-Weiß Parum stritt die Vorwürfe unterdessen ab. „Die Vorstellung in den Spielen gegen die Sülte, Hasenwinkel und den SSC sind der beste Beweis, dass wir guten Fußball spielen können“, teilte der Schweriner Vorstadtclub auf seiner Internetseite mit.
Die spanischen Behörden hatten auf ihrer Jagd nach der russischen Mafia ein Telefongespräch abgefangen, in dem die bekannte Unterwelt-Größe Gennadios Petrow und sein Gehilfe Nico Belleck über einen angeblich erkauften Kreisligasieg von Parum sprachen. Unter anderem soll darin auch die Rede davon gewesen sein, dass man den Heimspielerfolg am kommenden Sonntag von Parum gegen Post ‚mit 50 Euro’ erkauft habe.
Bislang liegen aber keine Erkenntnisse vor, ob die kriminellen Spieler oder Offizielle vom SV Post oder Blau-Weiß Parum kontaktiert haben. Genauso wenig konnte die spanische Justiz bei ihren Ermittlungen herausfinden, welchen persönlichen Nutzen die aus der Region St. Petersburg hervorgegangene Gang von den angeblichen Manipulationen hatte. Petrow gehörte zu rund zwanzig Personen, die von der spanischen Polizei im Juni verhaftet worden waren. Sie alle sollen der Tambowskaja-Malyschewskaja-Bande angehören - einem der größten kriminellen Netzwerke der Welt. Im Rahmen der Untersuchungen wurden Bankkonten mit Einlagen von 75 Euro eingefroren.
Drei Jahre nach dem Skandal um Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer war der deutsche Fußball zuvor schon Ende August in den Alarmzustand versetzt worden. Damals gab es einen Manipulationsverdacht gegen die Bundesliga-Begegnung Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern vom 26. November 2005 (5:1) und das Zweitliga-Spiel Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen vom 7. August 2005 (2:0). Zudem soll das Achtelfinale der WM 2006 in Deutschland zwischen Brasilien und Ghana (3:0) betroffen gewesen sein. „Man muss die Berichte ernst nehmen. Wir haben die FIFA unterrichtet, weil sie für die WM zuständig ist. Präsident Blatter wird die Vorwürfe sicher nicht bagatellisieren“, hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger damals erklärt. Handfeste Beweise haben die Ermittlungen in Deutschland allerdings auch in diesem Fall bislang nicht ergeben.
Sicher ist nur eins: Der SV Post Schwerin wird am nächsten Sonntag bei Blau-Weiß Parum antreten - sollten die Schweriner als Sieger den Platz verlassen, war der Skandal nur von kurzer Dauer.
Geschrieben von: Steppo84
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