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Erlebnis Fußball 89 – 192 vollfarbige Seiten mit den Themen aus den Fankurven
u.a. mit Investoren und Protest, Kurvenlieder und ihre Geschichten sowie 50 Jahre Ultras Viola
  • 03. Juli 2007

     

    SFC 89: Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt


    Von:  Systema

    Der Berliner Bezirksligist Galatasaray Spandau hat in den kommenden Jahren Großes vor. Das Fünfjahreskonzept, dessen Umsetzung den Verein bis 2012 in die Verbandsliga führen soll, wurde Medienvertretern am Vormittag während einer anderthalbstündigen Pressekonferenz vorgestellt. So auch der neue Name, der SFC Berlin 89 lauten soll - vorausgesetzt, die Mitglieder stimmen den Plänen am 14. Juli auf ihrer Vollversammlung zu.

    „Mit der Änderung des Namens gehen wir einen bisher deutschlandweit einmaligen Weg“, so Burak Isikdaglioglu, der künftig Geschäftsführer, Schatzmeister und Jugendleiter in einer Person sein soll. „Als erster Verein mit Migrationshintergrund wollen wir unseren angestammten Namen ablegen und uns damit neuen Zuschauern, Sponsoren und Spielern öffnen.“ Isikdaglioglu weiter: „Als Galatasaray Spandau galten wir zum einen als rein türkischer Verein, zu dem andere Nationalitäten schwer Zugang fanden. Durch die Bezeichnung Galatasaray haben wir darüber hinaus türkische Fans von anderen Vereinen wie Fenerbahce oder Besiktas abgeschreckt.“ Und das, obwohl es laut einem 23-seitigen Konzeptpapier, das an die Medienvertreter ausgegeben wurde, keinen direkten Bezug zum ‚Mutter-Club’ in Istanbul gibt. „Künftig wollen wir ein ‚preußmanischer’ Verein werden“, meinte der künftige Aufsichtsratvorsitzende Osman Engüroglu dazu im Scherz.

    Zu Beginn der Veranstaltung stellte Vereinspräsident Serdar Kaya eine erschreckende Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes dar. Eine öffentlichkeitswirksame Präsenz sei ebenso wenig vorhanden wie innerliche Strukturen, eine Jugendabteilung oder jegliche finanzielle Basis. Allein dem Einsatz des Präsidenten sowie des Mäzens Levent Dervisoglu (Derla Bau) ist es zu verdanken, dass es den derzeit etwa 80 Mitglieder starken Verein überhaupt noch gibt. Deshalb sei es notwendig, personell gut aufgestellt neue Ziele und Visionen anzugehen. „Natürlich fiel uns die Trennung vom Namen Galatasaray schwer“, so Kaya, „doch in zahlreichen Einzelgesprächen konnte ich immer mehr Leute von unseren künftigen Vorhaben überzeugen.“ Viele der Mitglieder seien wirklich begeistert vom Konzept, und deshalb sei man überzeugt, dass sie die Änderungen am 14. Juli absegnen werden. Diese umfassen aber bei weitem nicht nur den Namen und das neue Logo.

    Auch eine Jugendabteilung soll wieder aufgebaut werden. Binnen kürzester Zeit gelang es dem Club zahlreiche Spieler für sich zu gewinnen, so dass schon in der Saison 2007/08 eine B- und eine C-Juniorenmannschaft am Spielbetrieb teilnehmen werden. „Hier haben wir uns jeweils kurzfristig den Aufstieg als Ziel gesetzt“, so der Jugendleiter. Denn unter den verpflichteten Spielern haben etliche Erfahrung aus höheren Spielklassen. Perspektivisch möchte der Verein in allen Jugendaltersklassen in den höchsten Berliner Ligen vertreten sein. Dafür soll unter anderem sorgen, dass nur entsprechend qualifizierte Trainer die Mannschaften betreuen werden. Übungsleiter ohne Lizenz wird der Verein mit den entsprechenden Lehrgängen ausbilden (gleiches gilt für Schiedsrichter, die noch dringend gesucht werden).

    Doch auch in der Breite will sich der SFC gut aufstellen. So gab es bereits eine Werbeaktion, dass Spieler in den Verein aufgenommen werden, ohne ein Probetraining absolviert zu haben. Weggeschickt werde niemand, und weniger talentierte Kicker können in der zweiten Mannschaft genauso viel Freude am Sport haben wie leistungsorientierte Akteure. Um auch an Spieler der jüngsten Jahrgänge zu kommen, werden Kooperationen mit Kindertagesstätten angestrebt. Doch nicht nur Fußball soll beim SFC gespielt werden. Auch eine Cricket-Abteilung wird es geben, hier möchte der Verein unter anderem mit dem ersten europäischen rein muslimischen Team für junge Frauen für Gesprächsstoff sorgen.

    Eine gewichtige Komponente des Vorhabens ist die soziale. Neben Engagements für Projekte wie ‚Deine Stimme gegen Armut’ wird es unter anderem schulische Nachhilfe und Deutschunterricht geben. Und auch einen großen Benefizevent hat man schon auf die Beine gestellt. Unter dem Motto ‚Nicht reden, sondern handeln’ findet am Freitag in der Berliner Universal Hall der Talentwettbewerb ‚9 Engel singen für die Welt’ statt, dessen komplette Einnahmen an World Vision gehen.

    Mehmet Matur, Integrationsbeauftragter des Berliner-Fußball-Verbandes, bezeichnete die sich andeutende Entwicklung als „Mosaikstein der Integration“. Der Weg des SFC könnte eine Vorbildfunktion für andere Vereine haben. Schon lange setzt sich Matur dafür ein, dass mancher Migrantenclub auf seinen Namen verzichtet, und stattdessen lieber die Bezirksbezeichnungen wie Kreuzberg oder Neukölln verwenden soll. Denn nur so komme man miteinander ins Gespräch – und wie der Weg des SFC zeigen wird, können dadurch aktiv Vorurteile abgebaut werden.

    Um den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen zu können, hat Serder Kaya einige Freunde und Bekannte um sich gescharrt, die es in Berlin durch wirtschaftlichen Erfolg und soziales Engagement zu einem guten Leumund gebracht haben. Das künftige Motto ‚Viribus unites’ – ‚Gemeinsam sind wir stark’ – wurde nicht aus Zufall ins neue Vereinslogo aufgenommen. Vorstand, Ehrenrat und einige Sponsoren, die bereits zugesagt haben, stehen für einen Jahresetat von vorerst mindestens 50.000 Euro, bei optimaler Sponsoren-Betreuung könnten sogar 65.000 Euro zur Verfügung stehen. Um effektiv arbeiten zu können, benötigt der SFC nun ‚nur noch’ die Zusage vom Sportamt, auf dem Sportgelände am Grützmacherweg, dass dem Verein als Spiel- und Trainingsstätte dienen wird, ein Geschäftsstellengebäude errichten zu dürfen. Die entscheidenden Gespräche wird es noch in dieser Woche geben. Dann steht einem der interessantesten Berliner Fußballprojekte der letzten Jahre nichts mehr im Weg.

    Es bleibt nur zu hoffen, dass die Berliner Fußball-Anhänger den Weg über die symbolisch im Wappen abgebildete Bosporus-Brücke gehen und den Verein annehmen werden. Erreichen will der SFC die Leute unter anderem durch eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Kooperationen und Werbeaktionen. Entscheidend aber, so ein Aufsichtsratmitglied, „ist unser sportlicher Erfolg“.

    jp

    Geschrieben von:  Systema

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