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  • FC Stahl Brandenburg, 04. Mai 2008

     

    Trainersöhne schießen Rüdersdorf ab - 5:0!


    Von:  Stephan R.T.

    Der FC Stahl Brandenburg hat den Fehdehandschuh im Kampf um den Relegationsplatz endgültig noch einmal aufgenommen. Die Brandenburger siegten am Samstagnachmittag beim MSV 19 Rüdersdorf mit 5:0, auch in dieser Höhe war der Erfolg verdient. Mit Felix Nachtigall und Christopher Koch zeichneten für alle fünf Tore die Söhne der beiden Trainer Ingo Nachtigall und Andreas Koch verantwortlich. Es war der höchste Auswärtssieg nach mehr als neun Jahren (im Februar 1999 hatte es einen 7:2-Erfolg bei Fortuna Babelsberg gegeben). Nachdem Hennigsdorf zeitgleich beim 1:4 in Sachsenhausen abermals ohne Punkte blieb, beträgt der Rückstand auf den Silberrang nur noch einen Zähler. Zudem haben die Brandenburger um 15 Treffer das bessere Torverhältnis.

    45 Minuten lang mussten sich die mitgereisten Fans in Geduld üben. Die Brandenburger waren ohne fünf Stammspieler (Krüger, Hanack, Schimpf, Taube, Tarnow) angetreten und fanden schwer in die Begegnung. Leichte optische Vorteile hatte die Mannschaft zwar von Anfang an, konnte jedoch in den ersten zwanzig Minuten noch keine Torgefahr ausstrahlen. Ein Freistoß von Kahl (11.) sowie Pässe ohne Abnehmer von Leimbach (15.) und Wilhelm (19.) waren die ersten Bemühungen, während der MSV nur zu einem harmlosen Fernschuss kam. Die erste ‚Hundertprozentige’ hatte Wilhelm nach 22 Minuten. Kahl hatte ihn schön freigespielt, der ‚Stand-by-Stürmer’ verfehlte aber knapp. Die Abseitsfahne des Assistenten Heinrich war zwar oben, aber zu Unrecht. Wenig später war es Kahl selbst, der das 0:1 auf dem Fuß bzw. auf dem Kopf hatte, doch nach guter Hoffmann-Vorarbeit war sein Abschluss zu schwach. Nachdem Stahl-Torwart Böhm auf der Gegenseite zweimal eingreifen musste, er war der gewohnt souveräne Rückhalt, hatte der Gastgeber sein Pulver schon verschossen und überließ den Blau-Weißen die Hoheit. Nach Kahl-Vorarbeit wäre es fast zu einem Eigentor gekommen, doch der Ball ging knapp daneben (38.). Wenig später traf Schumacher per Kopf die Latte (39.), kurz vor der Pause bereitete abermals Schumacher artistisch die letzte Chance des ersten Spieldurchgangs vor. Aber Hoffmann am langen Pfosten verfehlte um Haaresbreite.

    Was sich schon vor der Pause angedeutet hatte, wurde kurz nach dem Wiederanpfiff Gewissheit: Die verdiente Führung der Brandenburger. Kahl hatte einen Ball technisch hervorragend angenommen und die Lücke in der Rüdersdorfer Hintermannschaft genau gesehen. Nach seinem tollen Pass hatte Nachtigall keine Mühe mehr, in die rechte untere Ecke zu vollenden (47.). Nicht mal eine halbe Minute später fiel fast das 0:2, doch nach Nachtigalls Freistoß kam Kahl nur mit der Fußspitze an den Ball und zielte wenige Zentimeter über die Querlatte. Doch lange mussten die Stahl-Fans nicht mehr auf den nächsten Torjubel warten. Abermals Nachtigall trat, von halblinks, zum Freistoß an. Zwar erreichte keiner seiner Mitspieler den eigentlich harmlosen Ball. Aber eben auch kein Gegner, so dass die Kugel an den Innenpfosten prallte und von dort über die Torlinie rollte (52.). Nachdem ein weiterer Nachtigall-Schuss gehalten wurde (56.), und auch der MSV noch einmal zumindest grob in Richtung gegnerisches Tor geschossen hatte (58.), war es wieder Nachtigall, der für das 0:3 sorgte. Ungestört konnte er Maß nehmen, und mit einem schönen Schlenzer erzielte er das Tor des Tages (60.). Und nicht nur das! Er hatte damit, so die Bücher Recht haben, den zweitschnellsten Hattrick der Vereinsgeschichte erzielt (Peter Schoknecht brauchte am 4. März 1984 beim 6:4 gegen Energie Cottbus nur neun Minuten). Doch der Brandenburger Torhunger war noch immer nicht gestillt. Nur zwei weitere Minuten später war es Koch, der auf 0:4 erhöhte. Nach Doppelpass von Bauer und Wegner verwertete Koch von links, von wo er den Ball an den Innenpfosten schoss, bevor er die Linie ein weiteres Mal überquerte (62.). Eine Viertelstunde reichte also, um die Fronten zu klären und einen Kantersieg einzufahren. Anschließend schaltete Stahl einen Gang zurück, nicht jedoch ohne weiter die spielbestimmende Mannschaft zu sein. Hauchdünn daneben ging ein Leimbach-Kopfball nach Bauer-Vorarbeit (72.), knapp über das Tor ein harter Buczilowski-Schuss nach schönem Wegner-Solo auf dem rechten Flügel (82.). Und dann war da noch das 0:5. Nachtigall hatte von rechts platziert geflankt, Koch am langen Pfosten musste nur noch in den Ball hineinrutschen. Das tat er auch, aber der Ball blieb komischerweise liegen. Erst im Nachschuss machte er es besser und traf (87.). Ein zweifelsohne kurioses Tor, aber dennoch hochverdient. Und Rüdersdorf? Ja, auch der MSV bemühte sich noch, zumindest um Ergebniskosmetik. Zwei harmlose Schüsse in den letzten Minuten hatte Böhm sicher geklärt (80., 88.), in der 89. Minute zeigte er aber noch einmal sein ganzes Potential und konnte mit einer hervorragenden Fußabwehr das 1:5 verhindern. Er blieb damit auch in seinem dritten Spiel für seinen neuen Verein ohne Gegentor. Wenig später hatte der nahezu fehlerfreie und gewohnt umsichtig agierende Schiedsrichter Frank Heinze ein Einsehen mit dem Gastgeber und pfiff ab.

    Fazit: Eine halbe Stunde lang hielt der letztjährige Vizemeister zumindest kämpferisch gut dagegen, danach war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Wenn sich die Rüdersdorfer in den nächsten Wochen nicht deutlich steigern, werden sie keine Punkte mehr holen und sind auch in den Relegationsspielen, nach denen es derzeit aussieht, chancenlos. Apropos Relegation: Diese will der FC Stahl unbedingt noch erreichen, aber in die andere Richtung. Die Chancen sind nun so gut wie seit Monaten nicht mehr. Nun gilt es, in den nächsten zwei Wochen weiter konzentriert zu arbeiten. Eine hohe Trainingsbeteiligung ist dabei unabdingbar, genauso wie ein professionelles Umfeld, was sich beim FC Stahl seit einigen Monaten mit steten Fortschritten entwickelt. Zudem kann unser Verein auf seine Zuschauer zählen. Wozu die in der Lage sind, haben sie mit mehr als 400 Besuchern pro Spiel in der Rückrunde schon bewiesen. Nun liegt es an allen Seiten, gemeinsam eine Euphorie zu entfachen und am 17. Mai den nächsten Erfolg einzufahren. Dann geht es gegen den bereits feststehenden Meister TuS 1896 Sachsenhausen.

    Am Ende komme ich nicht darum herum, noch ein paar Worte zur Rüdersdorfer Tristesse zu verlieren. Angegeben wurden 71 Zuschauer. Laut Nachfrage waren es offiziell sogar nur 46 zahlende Gäste, und davon noch etwa die Hälfte aus Brandenburg. Eine absoluter Negativwert – und das in einer Liga, in der beispielsweise Velten und Finow hinsichtlich ihrer Besucherzahlen kaum noch zu unterbieten sind. Dabei stimmen die Voraussetzungen durchaus: Ein schönes Stadion haben sie in Rüdersdorf, und auch ein gemütliches Vereinsheim, das zum Verweilen einlädt. Aber ansonsten? Die Außendarstellung des Vereins ist katastrophal. Den Zuschauern wird kein Programmheft mehr angeboten und auch über eine Internetseite verfügt der MSV, als einziger Landesligist, nicht. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sich keinerlei Sponsoren für den einst ambitionierten Club interessieren. Dabei würde ein Blick auf den nur drei Kilometer entfernten FV Erkner helfen. Ansonsten verliert man auch die letzten Spieler (acht Abgänge vor Saisonbeginn, Sossmann in der Winterpause) und die letzten Zuschauer. Den wenigen ‚letzten Mohikanern’ wie Trainer Jörg Schwarz (der heute als Libero aushalf) sowie einigen Ehrenamtlichen ist es zu gönnen, dass hier bald ein Neuanfang gestartet wird. Ansonsten drohen in Rüdersdorf bald alle Lichter auszugehen. Und das Schlimme: Es würde kaum jemand merken…

    Der FC Stahl Brandenburg spielte mit: Böhm – Bauer, Kräuter, Sommerlatte – Koch, Schumacher (ab 58. Wegner), Nachtigall, Leimbach, Hoffmann (ab 71. Buczilowski) – Wilhelm, Kahl

    Zuschauer: 71, darunter 22 Brandenburger
    Tore: 0:1 Nachtigall (47.), 0:2 Nachtigall (52.), 0:3 Nachtigall (60.), 0:4 Koch (62.), 0:5 Koch (62.)

    Jörg Pochert

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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