Die-Fans.de

Stadien, Fans und Leidenschaft - Regionaler Fußball pur

Du bist hier:  Nordost | Startseite » Aktuell » Artikel
Erlebnis Fußball 89 – 192 vollfarbige Seiten mit den Themen aus den Fankurven
u.a. mit Investoren und Protest, Kurvenlieder und ihre Geschichten sowie 50 Jahre Ultras Viola
  • FC Energie Cottbus, 13. Februar 2008

    „Bei den Profis sehe ich zur Zeit keine großen Chancen“


    Von:  Anne80

    Silvio Bankert ist Abwehrspieler im U23-Regionalliga-Team des FC Energie Cottbus. Neben seiner Fußballkarriere hat der weitsichtige 22-Jährige noch andere berufliche Ziele, für die er sich in seiner Freizeit engagiert. Im Interview mit die-fans.de redet er über seine bisherige fußballerische Laufbahn, warum aus einer Verpflichtung für den schottischen Erstligisten ‚Hearts’ nichts wurde, welche Ziele er als Fußballer noch erreichen möchte und wie er sich seine berufliche Karriere nach der Zeit als Fußballer vorstellt.

    Herr Bankert, wie kamen Sie zum Fußball?

    Ich hatte ursprünglich, ich glaube, so mit sechs Jahren, als Schwimmer angefangen. Das habe ich ein Jahr lang gemacht, aber das war dann doch nicht so mein Sport gewesen. Ein Freund, der auch beim Schwimmen war, hat mich dann mal mit zum Fußball genommen. Das hat mir gleich von Anfang an gefallen. Damals waren das die E-Junioren beim FSV Luckenwalde. Seit dem bin ich dabei geblieben. Das hat alles sofort gut geklappt und hat mir Spaß gemacht.

    Dann kamen Sie zum FC Energie Cottbus. Wie schätzen Sie die Nachwuchsarbeit des Vereins ein?

    Ich bin ja erst zu den A-Junioren dorthin gewechselt. Ich habe demnach also nicht die ganze Schule durchlaufen. Die fängt ja schon ab der siebenten Klasse an, wo die Schüler dann in eine Sportschule kommen. Deshalb kann ich zur Nachwuchsarbeit nicht so viel sagen. Ich bin ja erst relativ spät dazu gestoßen. Das ist eigentlich auch eher untypisch, weil die Leute hier sonst immer schon ab den C-Junioren beobachtet und dann in die Schule geholt werden. Ich bin aber damals noch in die sportbetonte Schule in Luckenwalde, und deshalb nicht hier zur Schule gegangen.

    Ich bekomme ein bisschen von der Nachwuchsarbeit mit. Wir haben jetzt auch von den A-Jugendlichen ein paar zu den Amateuren hoch bekommen. Der Verein setzt schon viel auf die Nachwuchsarbeit, auch durch die Sportschule. Da wird viel mit den Trainern zusammengearbeitet. Bei den Amateuren jetzt zum Beispiel mit Herrn Weber, weil unsere Amateure auch noch teilweise das Abitur dort machen. Die werden dann noch von der Schule betreut und da klappt die Absprache, muss ich sagen, soweit gut. Freistellungen für Spiele und Trainingslager, das geht eigentlich alles.

    Laut der Angabe des U23-Kaders kommen ja kaum Spieler von außerhalb, sondern nur aus dem eigenen Nachwuchs....

    Ja, aber wenn man das weiter recherchieren würde, dann würde man schon darauf stoßen, dass sie häufig doch von außerhalb hierher kommen. Auch wenn es teilweise aus dem Land Brandenburg ist. Aber in den Jugendzeiten wurden sie dann zu Energie geholt, meistens zu den C-Junioren.

    Wie war denn Ihre Zeit in der A-Jugend von Energie?

    Ich bin ja im zweiten A-Junioren-Jahr nach Cottbus gewechselt. Da gab es die Regionalliga und es kam gerade die neu eingeführte Bundesliga zustande. Uns Junioren haben sie damals geholt, damit wir den Aufstieg schaffen. Das haben wir dann auch in diesem Jahr geschafft. Wir sind aufgestiegen in die A-Junioren-Bundesliga. Demnach war es sehr erfolgreich. Anschließend bin ich dann zu den Amateuren gekommen.

    Hatten Sie eigentlich schon mal einen Einsatz in der ersten Mannschaft?

    Nein, das hatte ich nicht.

    Was denken Sie denn, wie lange Sie auf so einen Einsatz noch warten müssen? Können Sie damit in näherer Zukunft rechnen?

    Also wenn ich ehrlich bin und man realistisch ist, glaube ich nicht, dass ich es bei Energie Cottbus in die Erste schaffe. Dafür nutze ich jetzt dieses Jahr in der Regionalliga, was natürlich auch eine schöne Sache ist, um sich anzubieten. Aber oben bei den Profis sehe ich zu Zeit keine großartigen Chancen, muss ich ganz ehrlich sagen. Das Jahr nutze ich hier, bei den Amateuren, um mich unter den Trainern Heiko Weber und Marco Kämpfe weiter zu entwickeln. Die helfen uns auch bei einer Weiterentwicklung. Die Schaubühne Regionalliga ist für uns Spieler natürlich auch eine schöne Sache. Da kann man sich dann auch überregional zeigen. Ich habe zwar einen Profivertrag, aber mit so einem Einsatz rechne ich eigentlich nicht.

    Wieso nicht?

    Das kann ich jetzt nicht so einfach sagen. Das Erste wäre, dass ich ja mal bei den Profis mit trainieren müsste. Da werden zur Zeit andere Spieler eingesetzt. Zum Beispiel hat der Thomas Franke jetzt einen Profivertrag erhalten und darf auch mit trainieren.

    Ich sehe da für mich jetzt nicht so die Möglichkeiten, sonst hätte man zur mir vielleicht schon mal gesagt: „Zeig dich, präsentiere dich mal oder trainiere mal hier mit!“ Das hat man bisher nicht gemacht und deshalb sehe ich erst mal keine Chancen. Da muss man halt realistisch sein.

    Stimmt es, dass Sie mit dem schottischen Erstligisten Heart of Midlothian in Verhandlung stehen?

    Im Sommer letzten Jahres war ich dort zum Probetraining. Das war soweit ganz positiv verlaufen, aber zwei Wochen später nachdem ich da war, haben sie den Trainer dort entlassen. Dadurch war das dann alles wieder hinfällig. Da kam dann erst mal nichts Neues, aber es war eine Riesen-Erfahrung für mich. Erstmal die Sache mit der englischen Sprache und dann natürlich die etwas anderen Trainingsmethoden. Das war auf jeden Fall ein Riesen-Erlebnis und wenn sich da noch mal eine Möglichkeit ergeben würde, wäre ich auf jeden Fall nicht abgeneigt.

    Wie sind Sie auf diesen Club gekommen oder sind die ‚Hearts’ auf Sie zugegangen?

    Das lief über meinen Berater. Der hat dort Kontakte. Der Verein war gerade im Trainingslager und hat junge Spieler gesucht und so hat sich das ergeben. Das geht ja manchmal schnell im Fußball.

    Könnten Sie sich unabhängig vom Sportlichen vorstellen nach Schottland zu gehen?

    Von der Sprache her auf jeden Fall. Das wäre schon ein Traum von mir auch unabhängig vom Sportlichen. Egal, wo ich dann später hingehen würde, wäre es allein schon wegen der Fremdsprache eine tolle Sache, mal ins Ausland zu gehen.

    Der schottische Akzent ist ja, auch wenn man gut Englisch spricht, ziemlich schwer zu verstehen. Wie sind Sie damit zurecht gekommen?

    Das ging eigentlich, da innerhalb des Teams ja auch einige Ausländer dabei waren. Dadurch war es nicht ganz so schlimm, man konnte es verstehen.

    Also bleiben Sie jetzt erst mal bei den Energie-Amateuren oder haben Sie einen Wechsel geplant?

    Nein, geplant ist noch nichts. Ich habe jetzt erst mal einen Vertrag bis Juli 2008 und was danach kommt, kann ich im Augenblick noch nicht sagen. Das wird sich dann zeigen. Von daher freue ich mich auch immer über die Regionalliga, weil man sich präsentieren kann. Sicherlich wird es dann noch mal Gespräche mit Energie Cottbus geben. Aber wie das halt so ist im Fußball, das entwickelt sich und ich werde dann sehen, was in Zukunft auf mich zu kommt.

    Beim Pokalspiel am letzten Wochenende konnten Sie zwar nicht dabei sein. Haben Sie dennoch etwas mitbekommen, wie die Stimmung nach dem Erkennen des Wechselfehlers war?

    Dazu kann und möchte ich eigentlich nicht viel sagen. Da müsste man mal einen Verantwortlichen sprechen.

    Sie wissen auch noch nicht, ob es diesbezüglich eine Entscheidung gibt?

    Also über die offiziellen Kanäle kam noch nichts zu uns durch. Darüber weiß ich jetzt nichts.

    Was halten Sie von den Spekulationen, dass bewusst auf ein Weiterkommen verzichtet wurde?

    Davon halte ich gar nichts. Ich kann wie gesagt nicht viel dazu sagen. Ich war erstens nicht dabei gewesen und wenn, dann müsste man mit dem Trainer oder dem Verantwortlich reden. Da kann ich wirklich nichts großartig zu sagen. Aus meiner Sicht sind diese Spekulationen aber völliger Quatsch.

    Was ist Ihr Lieblingsverein und wo wäre es ein Traum für Sie einmal zu spielen?

    Auf jeden Fall in England, weil das auch so bisschen meiner Spielart in Bezug auf das Kämpferische entgegen kommt. Wenn man es sich aussuchen könnte, wäre natürlich so ein Riesen-Verein wie Manchester United etwas, wovon ich träumen würde. Aber das ist wirklich nur Traumdenken.

    Was machen Sie wenn Sie nicht Fußball spielen?

    Zurzeit mache ich nebenbei ein Fernstudium ‚Lehrer für Fitness’. Dann mache ich noch ein Praktikum, hier in der Reha-Vita in Cottbus, um mich da auch noch ein bisschen weiterzubilden. Das mache ich in erster Linie, um den eigenen Körper kennen zu lernen. Da sind viele Sachen mit dabei, wie Ernährung, Muskelaufbau und so weiter, die auch für einen Fußballer und besonders für einen Profi wichtig sind. Darüber hinaus ist das auch eine Grundlage für später, auf der ich aufbauen kann, wenn ich mit Fußballspielen kein Geld mehr verdienen kann. Damit kann ich ins Berufsleben starten. Ich habe ja auch schon eine abgeschlossene Berufsausbildung als Industriemechaniker, die ich gleich nach der Schule in Luckenwalde gemacht habe. Danach hatte ich ein Jahr Zivildienst bei Energie. Dann kam die Entscheidung, spielt man nun weiter Fußball oder geht man in den Job zurück? Da die Perspektive für mich im Fußball nicht so schlecht war oder auch ist, habe ich mich eben für den Weg des Fußballs entschieden. Aber ich probiere, mich immer noch nebenbei weiterzubilden und ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben. Erst mal möchte ich mich auf der sportlichen Schiene weiter entwickeln und da die Grundlagen legen.

    Haben Sie denn noch irgendetwas mit dem Schwimmsport zu tun oder spielt das für Sie gar keine Rolle mehr?

    Meine Freundin schwimmt noch aktiv in Luckenwalde. Sie ist dort beim DLRG Rettungsschwimmen. Von daher habe ich noch einen kleinen Bezug dazu. Aber mehr als mal ins Becken springen, mache ich dort auch nicht mehr.

    Was möchten Sie denn als Fußballer gerne noch erreichen?

    Als Fußballer möchte ich erstmal das Maximum, das in meinen Möglichkeiten liegt, raus holen. Die Zielsetzung für die nächsten Jahre ist natürlich erstmal in der neuen dritten Liga unterzukommen und sich da zu präsentieren. Ein Traum ist es natürlich von Jedem, in die Bundesliga zu kommen.

    Ich möchte mir später mal nicht vorhalten, ich hätte nicht alles versucht und alles gegeben. Das Maximum, das möglich ist raus holen, ist erstmal das Wichtigste. Das ist dann aber natürlich auch von vielen Faktoren abhängig.

    Gibt es auch privat noch Ziele, die Sie im Leben erreichen möchten?

    Also mein Hauptaugenmerk ist auf den Fußball gerichtet. Aber dann möchte ich mich wie gesagt so weiterbilden, dass ich später auch ohne Probleme ins Berufsleben einsteigen kann und auch in diese Richtung arbeiten kann, wofür ich mich interessiere, also erstmal Sport. Da möchte ich die Grundlagen legen, damit ich mir nicht Gedanken machen muss, wie es nach dem Fußball weiter geht. Die Grundlagen sollen soweit gelegt sein, dass ich keine Angst haben muss, wie es danach weiter geht.

    Sie werden also nach Ihrer Fußballkarriere auf jeden Fall im sportlichen Bereich tätig bleiben?

    Auf jeden Fall. Genau.

    Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg weiterhin.

    Geschrieben von:  Anne80

Kommentare

    Kommentar schreiben

     

    Copyright 2007  Die Fans Media GmbH

    Diese Website nutzt Cookies. Durch die Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos: Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz.