RSV Waltersdorf 09, 16. Juli 2012

 

„Wir haben ein schweres Auftaktprogramm“

Dennis Kutrieb war schon für Lichterfelde, Lichtenberg 47 sowie den BFC Dynamo in der Oberliga Nordost Nord aktiv und kehrt nun mit dem RSV Waltersdorf in die Staffel zurück. Wie der 32-jährige Offensivspieler die vergangene Spielzeit in der Brandenburgliga erlebt hat, was an den Wechselgerüchten dran war und wie er die Chancen für den RSV in der Oberliga sieht, dazu stand uns Kutrieb kurz nach Beginn der Saisonvorbereitung nun Rede und Antwort.

Hallo Dennis, in die letzte Saison seid Ihr als klarer Favorit gestartet, musstet dann aber bis zum letzten Spieltag um den Aufstiegsplatz kämpfen. Wie hast Du die Spielzeit 2011/12 erlebt?

Die Spielzeit war schon sehr kurios, wir waren von Anfang an der Favorit und haben auch keinen Hehl daraus gemacht, dass wir hoch wollen. Es war extrem zu spüren, wie alle gegen uns hochmotiviert waren und unbedingt gegen uns gewinnen wollten und teilweise über sich hinaus wuchsen. Jedes Mal, wenn wir Punkte haben liegen lassen, haben die Gegner es wie einen Aufstieg gefeiert.

In der Hinrunde haben wir unser Potential abgerufen und standen zur Winterpause auch verdient oben. Die Rückrunde war wirklich katastrophal im Vergleich zur Hinrunde, da wirklich ganz wenige Spieler Normalform erreichten. Dass es trotzdem noch zum Aufstieg gereicht hat, macht uns als Mannschaft natürlich richtig stolz, auch wenn wir zum Ende alle nochmal ganz schön gezittert haben, was völlig unnötig war. Wenn man die einzelnen Spiele Revue passieren lässt, haben wir unendlich viele Punkte einfach verschenkt und in den letzten Minuten durch einfache Fehler liegenlassen.

Der Druck, den wir uns dadurch selber aufgebaut haben, war schon zu spüren. Aber gerade in den letzten drei Spielen haben wir Moral bewiesen und keinen Punkt mehr abgegeben. Dadurch war die Freude an den letzten beiden Spieltagen auch riesig, als wir Siege einfahren konnten und das ganze Team überglücklich war, als wir dann wieder auf einem Aufstiegsplatz standen. Egal ob Spieler, Trainer, Vorstand, Betreuer, medizinische Abteilung oder Fans, es war ein unfassbarer Willen zu spüren, es zu packen!

Eindrucksvoll, wie ruhig und gelassen der Vorstand und Manager ihre Arbeit gemacht haben und während der gesamten Saison der Mannschaft das Gefühl gegeben haben, wenn der Aufstieg klappt, ist es super und wenn nicht, dann probieren wir es in der kommenden Saison erneut. Das erlebt man ja im Fußball nicht oft!

In der Sommerpause gab es Gerüchte, Du würdest wieder zum BFC Dynamo wechseln. Gab es entsprechende Gespräche und wenn ja, woran sind diese gescheitert?

Ja, die Gerüchte gibt es ja häufig. Es gab Gespräche, in der beide Seiten ein Interesse bekundet haben, jedoch ist es nicht konkret geworden, da ich noch ein Jahr Vertrag habe in Waltersdorf und mich dort auch wohl fühle. Man kann es aber nicht mit dem BFC vergleichen, obwohl es die gleiche Liga ist. Zwei ganz unterschiedliche Welten. In Waltersdorf ist die Welt noch in Ordnung, wie man sprichwörtlich sagen könnte.

Der BFC hat sich ja jetzt außerdem auch für einen professionellen Weg entschieden und ich persönlich drücke die Daumen, dass der Aufstieg endlich realisiert werden kann. Denn meiner Meinung nach haben es Peter Meyer & Co. verdient, sich endlich zu belohnen. Auch wenn der Verein viele Gegner hat und sich sicherlich manchmal auch selbst im Weg steht, so steckt dort so viel Herzblut und Potential drin. Viele Fans wünschen sich nichts mehr, als endlich in neue Stadien zu können und nicht mehr in der Oberliga zugucken zu müssen. Ich wünsche es ihnen! Aber auch diese Saison wird dem BFC kein Gegner auch nur einen Punkt schenken und es wird ein hartes Stück Arbeit.

Was ist für Euch als Aufsteiger in der anstehenden Oberliga-Saison 2012/13 drin?

Es ist schwer einzuschätzen, aber Ziel muss es sein, möglichst gut aus den Startlöchern zu kommen und gleich ein paar Punkte zu sammeln. Wir haben ein schweres Auftaktprogramm und genau deswegen werden wir in der Vorbereitung hart arbeiten, um in der ersten Saison in der Oberliga gleich ab dem ersten Spieltag präsent zu sein. Es wird sicher nur darum gehen, sich zu etablieren und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Da haben wir mit Viktoria 89 zum ersten Heimspiel gleich einen echten Gradmesser. Des Weiteren wollen wir möglichst weit im Pokal kommen und unsere interessante Heimserie von zwei Jahren ohne Punktspielniederlage weiter ausbauen.

Ich bin überzeugt, dass wir ein paar Favoriten ein Bein stellen können, wenn wir an uns glauben und nicht zu großen Respekt haben.

Wie ist Deine Meinung zu den Neuzugängen des RSV Waltersdorf?

Die Frage würde ich gerne nach den ersten zehn Spieltagen beantworten. (*lacht*) Wir sind jetzt seit einer Woche zusammen und man kann derzeit nur sagen, dass alle motiviert sind und wir einige interessante junge Spieler dazu bekommen haben, die die Möglichkeit Oberliga in dieser Region gerne nutzen möchten.

Waltersdorf ist ein interessanter Standort, der auch in der Region für viel Furore gesorgt hat in den letzten zwei Jahren. Natürlich sind da auch viele Neider dabei, die der Meinung sind, Waltersdorf schmeißt Geld zum Fenster raus. Aber das kann auch nachteilig sein, wenn man sich mit potentiellen Neuzugängen unterhält. Diese denken dann in Waltersdorf Unsummen verdienen zu können und das erschwert natürlich die Kaderplanung.

Wie ich hörte, gibt es wohl noch Probleme bei Julian Loder, der gerne zu uns möchte, aber wohl Steine in den Weg gelegt bekommen soll. Ich hoffe, dass sich die Sache noch aufklärt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich da keinerlei Standpunkte kenne, lediglich mal gehört habe, dass es um Zeit und Arbeitswege geht. Aber es ist in meinen Augen nur Oberliga und ich hoffe für ihn, dass er dort spielen kann, wo es für ihn und sein berufliches und privates Umfeld am besten passt.

Wer sind für Dich die Staffelfavoriten in der Oberliga Nordost Nord?

Also ich denke, es werden Hansa II, BFC und Viktoria unter sich ausmachen. Ich gehe aber davon aus, dass Hansa II wieder ohne Aufstiegsambitionen spielen wird. Aber das wird man sehen.

Bis wohin glaubst Du, wird der Weg des RSV Waltersdorf in den kommenden Jahren führen?

Ich denke, nun ist es wichtig, nicht in erster Linie den sportlichen Erfolg weiter voranzutreiben, so wie in den letzten zwei Jahren, sondern die Strukturen weiter anzupassen. Die letzten zwei Jahre sind für viele wie ein Traum verlaufen und nun geht es darum, dass man den eingeschlagenen Weg festigt und untermauert. Man merkt, dass viele fleißige Leute am Werk sind, die auch wissen, was sie tun.

Ich denke, der Verein ist auf einem sehr guten Weg und jetzt muss man versuchen, die Aufbruchstimmung der letzten zwei Jahre weiter auszubauen. Man muss die Jugendabteilung fördern und das Umfeld stetig verbessern, um dann eventuell irgendwann einen Schritt weiterzugehen. Wichtig ist, dass der Verein keine Traumschlösser baut und Baustellen erkennt und weiterhin mit einer unvergleichbaren Ruhe daran arbeitet!

Natürlich hat der Verein auch viele Neider – gerade in der Region, da man ja überregional kaum Beachtung fand – und man versucht, das Geschaffte schlecht zu reden, aber die Leute wissen in der Regel auch nicht Bescheid! Der Großteil der Mannschaft geht jetzt in ein gemeinsames drittes Jahr und das kann ja ein Zeichen dafür sein, dass sich alle wohl fühlen. Ich hoffe für unseren Verein, dass er weiterhin die Umsicht behält und dass man sportlich dauerhaft Erfolge verbuchen kann.

Was möchtest Du in Deiner aktiven Laufbahn gern noch erreichen?

Darüber habe ich mir eigentlich gar keine Gedanken gemacht, aber ich weiß, dass ich erfolgreich Fußball spielen möchte. Also ein paar Jahre ziellos in der Oberliga kicken, ist nicht meine Wunschvorstellung. Ich denke, ein Pokalsieg ist ein Ziel, welches ich verfolge und erreichen möchte. Das wichtigste ist und bleibt aber die Gesundheit, die natürlich oberste Priorität hat, denn damit steht und fällt die aktive Laufbahn.

Aber wichtig wird für mich in den nächsten Jahren sein, dass ich mir den Weg ebene, wie es nach der aktiven Laufbahn für mich im Sport weiter geht. Derzeit arbeite ich an einem Konzept, dass für den Fußball noch von Interesse sein könnte. Ich habe einen interessanten Menschen kennengelernt, der in unserer Region im Bereich Sport schon einiges bewegen konnte. Mal sehen was die Zukunft bringen wird. Ich bin gespannt und freue mich schon darauf!

Und könntest Du Dir vorstellen, am Ende Deiner aktiven Laufbahn noch einmal für den Lichterfelder FC aufzulaufen?

Ich habe beim Fußball gelernt, dass alles sehr schnelllebig ist und man nichts ausschließen kann. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, was ich so alles erleben würde, dann hätte ich das sicher nicht geglaubt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt denke ich nicht, dass ich nochmal das Trikot des Lichterfelder FC tragen werde. Da würde ich definitiv den BFC eher in Betracht ziehen, weil ich mich dort noch immer verbunden fühle, weil ich sehr gut behandelt wurde und mich immer wohl gefühlt habe!

Aber da ich mir noch nicht über mein Ende Gedanken mache, warten wir einfach mal ab, was in der Zukunft noch so alles passieren wird!

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in der neuen Saison.

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Geschrieben von:  Stephan R.T.