Berliner AK 07, 25. August 2011

 

„Wir hatten bislang nicht das Glück, dass alle an Bord waren“

Özkan Gümüs ist seit 2010 Co-Trainer der ersten Herren des Berliner AK 07 und organisierte den Aufstieg in die Regionalliga mehr oder weniger alleine, nachdem sich der Verein noch vor Ablauf der Oberligasaison von Coach Bahman Foroutan getrennt hatte. Mangels Trainerscheins arbeitet er nun an der Seite von Chef-Coach Jens Härtel. Am Wochenende kommt sein alter Kumpel Rudolfo Esteban Cardoso mit dem Hamburger SV II nach Berlin. Cardoso und Gümüs blicken auf gemeinsame Zeiten zurück, als sie beide noch Profis beim HSV waren. Gestern, am 24. August, wurde Gümüs 34 Jahre alt und blickt auf ein Highlight in seinem Leben zurück.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, ‚Ötsche‘.

Vielen Dank!

Wann hast Du eigentlich beim HSV gespielt?

Von 1995 bis 2000, drei Jahre lang bei den Amateuren und zwei Jahre dann bei den Profis.

Wer war denn in Deiner Profi-Mannschaft?

Der Däne Thomas Gravesen ist wahrscheinlich der Erfolgreichste von allen. Der hat bei Real Madrid gespielt. Sehr gut befreundet war ich mit Rudolfo Esteban Cardoso. Wir haben auch heute noch sehr viel Kontakt. Fast täglich telefoniere ich mit Soner Uysal, der heute Cardosos Co-Trainer ist. Richie Golz, Hasan Salihamidzic, Hans-Jörg Butt, Anthony Yeboah, Niko Kovac... Mein Gott, das war eine Supertruppe.

Erzähl mal, was in der Kabine so alles besprochen wurde.

Wir haben über das Gleiche gesprochen wie heute unsere Jungs. Frauen, Autos, Familie, Real Madrid und Barcelona sowie über Fußballtechnik. Da ist kein Unterschied zu erkennen zu den Gesprächsthemen unserer Jungs.

Was hat Cardoso denn für Autos gefahren?

Der hatte immer gute Autos, meistens fuhr er Audi aber immer das neueste Modell. Heute fährt er auch einen Audi TT. Seltsamerweise war er in der Kabine eher ein ruhiger Vertreter. Schließlich wurde er an Werder Bremen ausgeliehen, kam aber unter Pagelsdorf wieder zurück, blieb aber in der Kabine immer sehr ruhig. Insgesamt waren meine fünf Jahre eine absolut geile Zeit, die ich nicht missen möchte. Der HSV ist schon ein richtig geiler Verein.

Schlagen dann am Wochenende zwei Herzen in Deiner Brust, wenn der BAK die zweite Mannschaft des HSV empfängt?

Nein. Wir, der BAK 07, müssen unseren ersten Sieg landen und Punkte einfahren, damit sich unsere Jungs in der Regionalliga mal freuen können. Wir waren beim SV Meppen nicht besonders gut und brauchen endlich mal ein Erfolgserlebnis.

Cardoso, kann der was als Trainer? Schließlich hast Du Dir vor zwei Wochen das Spiel zwischen Rasenballsport Leipzig und dem HSV II angesehen, das Leipzig mit 0:1 verlor?

Ja, klar. Cardoso war als Spieler schon ein filigraner Techniker. Lange bevor er an den Ball kam, wusste er schon, wie er ihn verwerten würde. Als Trainer kann er seinen Jungs auch genau das beibringen. Er ist ein Fußballer durch und durch und hat bei den Spieler eine Vorbildfunktion inne, weil Cardoso beim HSV jahrelang sehr erfolgreich gespielt hat.

Wir haben Ahmet Dereli im Sturm, der im letzten Jahr noch mit der A-Jugend des BAK in der Verbandsliga kickte. Der HSV kommt mit Romeo Castelen, der vor seiner Verletzung niederländischer Nationalspieler war. Das ist doch ein bisschen schräg, oder?

Ja, das ist natürlich sehr schräg. Aber so funktioniert die Regionalliga. Das ist ein Sammelbecken für hochwertige Profis, die fit werden müssen oder auf dem absteigenden Ast sitzen. Andererseits haben Talente wie unser 18-jähriger Ahmet Dereli da auch eine Chance, sich zu beweisen. Bei Björn Brunnemann hätte auch niemand gedacht, dass der so bald Regionalliga spielt. Aber so ist die Regionalliga. In der Oberliga würdest Du weder Castelen noch Brunnemann sehen, aber in der Regionalliga kann so was passieren. Für Ahmet ist das ein tolles Sprungbrett, aber der Junge soll sich mal darauf konzentrieren, dass die Verbandsligazeiten vorbei sind. So muss er auch spielen – wie ein Regionalligist!

Was muss der BAK denn verbessern? Abgesehen davon, dass viele Verletzte im Team sind zur Zeit...

Das ist unser Problem! Diese ganzen Verletzten zwingen uns dazu immer wieder umzustellen. Gegen Halle, in Wolfsburg und auch in Meppen haben wir jeweils in anderen Formationen gespielt. Das wird am Wochenende nicht anders werden. Wir hatten bislang nicht das Glück, dass alle an Bord waren. Es gibt keine gefestigte Elf, und diese ständige Bastelei ist ganz schön schwierig.

Hm. Und wie geht es aus gegen Hamburg? Hat der BAK eine Chance?

Das wird schwer, aber ich lege mich fest. Der BAK gewinnt 2:0.

Viel Glück und vielen Dank für das Gespräch.

Ingo Müller

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Geschrieben von:  Stephan R.T.