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  • FC Stahl Brandenburg, 13. April 2008

     

    Desolater Auftritt in Wittenberge


    Von:  Stephan R.T.

    Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Rückrunde: Fast immer dann, wenn die Mannschaft des FC Stahl Brandenburg durch ‚Big Points’ näher an die Tabellenspitze heranrücken könnte, werden diese Chancen vergeben. So auch am Samstag. Durch den Spielausfall des FC 98 Hennigsdorf hätten die Blau-Weißen bis auf drei Punkte auf Platz 2 aufschließen können. Die Brandenburger zeigten im Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Veritas Wittenberge jedoch eine Leistung, die jeder Beschreibung spottet und Fassungslosigkeit unter den mitgereisten Fans hinterließ. Am Ende stand gegen einen spielerisch äußerst limitierten Gegner eine folgerichtige Niederlage.

    In den ersten 18 Minuten passierte auf dem Platz… nichts. Beide Mannschaften gaben zwar je einen Versuch in Richtung gegnerisches Tor ab, aber überboten sich gegenseitig in Harmlosigkeit. So etwas wie ein strukturierter Spielaufbau war auf keiner der Seiten zu erkennen. Das Dargebotene erinnerte nicht im Geringsten an Landesliga-Fußball. Auffallend waren jedoch die vielen unnötigen Ballverluste auf Stahl-Seite und dass die Abwehr nicht gut stand. So auch vor dem 1:0. Kräuter ließ sich von seinem Gegenspieler Stibbe mit einem einfachen Trick narren, bevor dieser am sich vergeblich streckenden Rall vorbei zur Wittenberger Führung einschob. Im Gegenzug dann erstmals so etwas wie eine Gelegenheit für den Favoriten, doch Nachtigalls Schuss wurde abgeblockt. Eine Minute später war es wieder Nachtigall, doch nach schöner Vorarbeit verfehlte er das Tor knapp. Im weiteren Verlauf fielen die Brandenburger nicht weiter auf, einzig Tarnow (25.) und Leimbach (38.) sorgten noch für Lebenszeichen. Die ungewöhnlichste Szene spielte sich nach einer guten halben Stunde ab, als sich Schiedsrichterin Anke Steinicke verletzte, und ihre Rolle fortan mit ihrem Assistenten Matthias Krüger tauschte. Steinicke hielt an der Linie bis zum Spielende durch. Nur die Frage, warum die siebenminütige Verletzungspause nicht nachgespielt wurde, blieb unbeantwortet. Ebenso wie die Frage, warum Stahls Alexander Tarnow kurz nach der Pause unbedingt noch eine gelbe Karte provozieren musste. Nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung, statt Eckball wurde Abstoß gegeben, regte sich Tarnow verständlich auf. Schiedsrichter Krüger reagierte zunächst nicht. Tarnow jedoch meckerte immer weiter, so dass dem Referee gar nichts anderes übrig blieb, als den Brandenburger zu verwarnen.

    Die Hoffnung der Stahl-Fans, dass ihre Mannschaft nach einer gehörigen Gardinenpredigt mit deutlich mehr Elan aus der Kabine kommen würde, erfüllte sich zunächst, wenn auch nur kurz. Direkt nach dem Wiederanpfiff gab es zwei Gelegenheiten, die aber durch Leimbach und Kräuter vergeben wurden. Kläglich scheiterte Schumacher zehn Minuten später, als er eine gute Schussposition vergab, und sich den Ball stattdessen erst auf den anderen Fuß legte, so dass ein Wittenberger Abwehrspieler noch klären konnte. Im Gegenzug ging ein Veritas-Ball knapp über die Latte. Spätestens ab der 60. Minute war sämtlicher Schwung wieder verpufft. Dem Stahl-Spiel fehlte jede Kreativität und auch der letzte Biss – so war selbst in Wittenberge nicht zu gewinnen. Auch der Gegner war nicht besser, hinterließ bei den Zuschauern aber den Eindruck, mehr für den Sieg zu investieren und kam besonders durch einfache Spielzüge zu Gelegenheiten. Man konnte fast pauschal sagen, dass es nach den weiten Abstößen des Veritas-Keepers gefährlich wurde. Dreimal ließ sich Stahls Abwehr so verunsichern. Dabei konnte man den Brandenburger Spielern nicht mal das Bemühen absprechen. Doch zu vieles blieb Stückwerk, zu viele einfache Fehler wurden gemacht und zu oft wurde nach Ballverlusten aufgegeben. Dass Stahl überhaupt noch zu Möglichkeiten kam, war meist Zufällen zu verdanken – oder eben dem Fakt, dass man beim Tabellenletzten spielte, der naturgemäß auch zahlreiche Fehler machte. Doch konnten diese nicht genutzt werden. Wilhelms Schuss nach 66 Minuten, den Wittenberges Keeper noch an die Latte abfälschen konnte, war noch eine der wenigen guten Chancen. Zwei Minuten später verzog abermals Wilhelm nur knapp. Wenig später wurde der Gastgeber dreimal gefährlich, scheiterte jedoch mit einem von Rall souverän gehaltenen Freistoß, einem zu hoch angesetzten Heber und einer guten Parade des jungen Stahl-Schlussmanns. In den letzten zehn Minuten dann doch noch so etwas wie ein Aufbäumen gegen die Niederlage. Doch Kahls Freistoß (81.) und Tarnows Kopfball (83.) fanden im Veritas-Torwart ihren Meister. Symptomatisch war die Schlussphase. Zunächst traute sich Schumacher aus bester Position nicht, zu schießen, und spielte stattdessen einen Alibi-Pass in die verwaiste Mitte. Und anschließend kam auch noch Pech dazu. Nachdem Hanack die einzige gute Ecke des Spiels getreten hatte, war Tarnows Kopfball einen Tick zu hoch, um wenigstens noch einen Punkt mitzunehmen.

    Betrachtet man die Spielanteile und das Plus an Möglichkeiten auf Brandenburger Seite, wäre ein Unentschieden wohl das gerechte Ergebnis gewesen. Jedoch kann dies nicht der Anspruch des FC Stahl sein. Angesichts des großen Aufwands, den der Verein derzeit in vielerlei Hinsicht betreibt, ist es schade, dass die Mannschaft mit dem neuen Anspruchsdenken nicht mithalten kann. Es wurde erneut offenkundig, dass die Qualität für ganz oben im Moment nicht ausreicht. Sollte Stahl in der nächsten Saison ernsthaftere Aufstiegsambitionen haben wollen, dann ist neben dem Halten der wichtigen Leistungsträger auch die Verpflichtung von drei, vier gestandenen Spielern mit Führungsqualitäten nötig. Zudem ist es notwendig, dass die Spieler mit dem größten Potential ihre Möglichkeit in jedem Spiel abrufen. Zu selten war die Mannschaft zuletzt über mehrere Spiele konstant. Dass die Brandenburger noch auf Platz 3 stehen, mutet nach dieser Leistung wie ein Wunder an. Nur durch Patzer der Konkurrenz, Neuruppin II verlor in Seelow z.B. gar mit 0:5, konnte dieser Rang gehalten werden. Den Nachweis darüber, wie die Stahl-Spieler in dieser Saison überhaupt schon 39 Punkte sammeln konnten, blieben sie gestern über 90 Minuten schuldig. Nun gilt es am kommenden Samstag, beim Auswärtsspiel in Bernau verlorenes Profil wiederzugewinnen. Und auch darum, bei den mitreisenden Fans Wiedergutmachung zu leisten. Denn durch Leistungen wie in Wittenberge verprellt man auf Dauer selbst treueste Anhänger.

    Der FC Stahl Brandenburg spielte mit: Rall – Bauer (ab 60. Hanack), Kräuter, Sommerlatte (G), Koch – Wegner (ab 43. Schumacher), Wilhelm, Nachtigall (G), Leimbach – Tarnow (G), Kahl

    Zuschauer: 220, darunter 17 Stahl-Fans
    Tore: 1:0 Stibbe (18.)

    Jörg Pochert

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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