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  • 29. Mai 2007

     

    Germania Halberstadt: Mit Traumtoren zum direkten Klassenerhalt


    Von:  Systema

    Mit einer der besten Saisonleistungen und dem sensationellen 2:1-Heimsieg gegen Aufstiegsaspirant Chemnitzer FC gelang Halberstadt nicht nur der erste Dreier gegen ein Top-Team, sondern auch der extrem wichtige Klassenerhalt. Mit diesem Erfolg feierten die Vorharzer nach einer insgesamt enttäuschenden Oberligaserie doch noch einen versöhnlichen Abschluss und belegten am Ende den zehnten Tabellenplatz. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Germaniafans ihre Mannschaft, aus der Torwart Sebastian Kischel an diesem Tag herausragte, in die Sommerpause. Die Vorbereitung zur Saison 2007/08 startet am 5. Juli.

    Verheißungsvoll war der VfB Germania in das Duell mit Chemnitz gestartet. Nach Flanke von Randy Gottwald klärte Tobias Becker den langen Ball im letzten Moment vor dem einschussbereiten Fait Banser zur Ecke. VfB-Kapitän Enrico Gerlach nutzte die folgende Kopfballabwehr von Yakabu Adamu zu einem Gewaltschuss aus 18 Metern und zwang CFC-Keeper Sebastian Klömich zu einer ersten Glanzparade (1.). Germania drückte weiter aufs Tempo, gab klar den Ton an und hatte nach Freistoß von Ladislav Stefke und Kopfball von Sasa Vranic die nächste Hundertprozentige (14.). Eine Minute später wurde es turbulent. Erst sah Adamu nach bösem Foul an Vranic völlig berechtigt Gelb. Den folgenden Freistoß schlug Ingo Vandreike aus der eigenen Hälfte bis an den Gästestrafraum, Andreas Sommermeyer entwischte Bewacher David Sieber und knallte den Ball aus zwölf Metern direkt und unhaltbar in den Chemnitzer Kasten, ein Traumtor zur 1:0-Führung (16.). Kurz darauf ein erstes Achtungszeichen der Himmelblauen. Freistoß Stefan Schumann, zu kurze Kopfballabwehr von Steffen Plock und Patrick De Napoli nahm den Ball volley und hämmerte ihn von der Strafraumgrenze um Zentimeter am Dreiangel vorbei (19.). Chemnitz übernahm nach gut 25 Spielminuten vorläufig das Kommando auf dem Platz und Adamu scheiterte per Distanzschuss nur knapp, weil Halberstadt die Sachsen im Mittelfeld gewähren ließen (26.). Kurz darauf erzielten die Gäste den mittlerweile verdienten Ausgleich, Sieber hatte geflankt, Vranic nicht aufgepasst, sodass sich De Napoli beim Flugkopfball die Ecke aussuchen konnte und locker zum 1:1 vollendete (32.). Ein paar Minuten danach führte ein Missverständnis zwischen Nils Thiele und Vandreike zu einer weiteren Gefahrensituation, aber Top-Torjäger Steffen Kellig (19 Treffer), der im Übrigen von Thiele komplett abgemeldet wurde, konnte diese Möglichkeit nicht nutzen (36.). Vor der Pause hatten die Gastgeber noch mal Glück, als sie nicht energisch genug eingriffen und Marcel Schlosser im Strafraum auf Becker passen konnte, der jedoch aus 14 Metern übers Tor schoss (39.).

    Zweite Halbzeit: Druckvoll begannen diesmal die Gäste. Nach Ballverlust von Gottwald und Chemnitzer Kombinationsfußball über Gerard Sambou und Kellig klärte Nils Pölzing in höchster Not vor Schlosser (46.). Kurz darauf bekam Pölzing den Ellenbogen von Schlosser im Gesicht zu spüren, aber der keineswegs überzeugende Schiedsrichter Felix Zwayer aus Berlin hatte dies nicht gesehen (49.). Genauso übersah Zwayer einen Schubser von Schlosser an Pölzing, sodass der CFC-Angreifer nach langem Zuspiel von Adamu zu einem Strafraumsolo ansetzen konnte, aber dennoch aus Nahdistanz knapp verzog (54.). Zwei Minuten später weckte Banser seine Mannschaftskameraden auf, indem er eine Stefke-Ecke an die Latte köpfte (56.). Den Lohn der Offensivbemühungen erntete Halberstadt dann durch das 2:1 von Stefke (69.). Vandreike hatte mal wieder einen langen Ball geschlagen, Sambou klärte unglücklich mit dem Kopf direkt zu Plock, dieser spielte Gerlach herrlich an und der VfB-Kapitän legte im Fallen mit links auf den völlig freistehenden Stefke ab, der sich diese Chance aus zwölf Metern nicht entgehen ließ und zur erneuten Führung einnetzte. Jetzt standen die Germaniafans Kopf und bei den Himmelblauen wurde es etwas ruhiger. Auf dem Platz ging es trotzdem immer noch heiß her. Erst wurde Banser von Adamu böse umgetreten und in der Folge entwickelte sich im Germania-Strafraum ein Tumult, bei dem Mike Baumann und Kischel aneinander geraten waren (jeweils Gelb, 80.). Vorerst wurde Banser, seit Freitag Vater einer Tochter, außerhalb des Spielfeldes behandelt. In der Zwischenzeit kam Chemnitz zu einer weiteren Riesenmöglichkeit, nachdem Sieber maßgenau auf Kellig geflankt hatte, aber der folgende Kopfball von Kischel gemeistert wurde. Banser blieb dann verletzt draußen, Zdravko Tuzlak neu im Spiel. Germania begnügte sich jetzt mit Kontern und Friedrich Reitzig legte, statt selber zu verwandeln, uneigennützig auf Luck ab, der aber einen Schritt zu spät kam (84.). Kurz vor Schluss drängte Chemnitz massiv auf den Ausgleich, aber auch die beste Chance, ein Kopfball von Baumann nach Schumann-Freistoß, meisterte Kischel bravourös (89.). Ebenso blieb Kischel bei einem Schuss von Kellig aufmerksam (92.). Mit dem Abpfiff zeigte der sichtlich überforderte Schiedsrichter Mittelfeldakteur Stefke noch die rote Karte, nachdem dieser nach einem Zweikampf mit Becker leicht nach getreten hatte. Eine vertretbare, aber auch etwas überzogene Entscheidung. Dies interessierte nun aber keinen mehr im Halberstädter Rund. Alle Spieler, Funktionäre und Fans lagen sich nach diesem überraschenden Sieg in den Armen und feierten ausgelassen den Klassenerhalt. So konnte man eine durchwachsende Saison noch mit einem begeisternden Erfolgserlebnis abschließen.

    Völlig gelöst reagierte auch Trainer Andreas Petersen nach dem berauschenden Spiel: „Bei diesem Saisonverlauf sind wir letztendlich mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Mannschaft ist im Laufe der Ligaserie mit ihren Möglichkeiten viel zu leichtfertig umgegangen. So leidenschaftlich, wie sie heute spielte, wünsche ich mir sie immer. Insgesamt bin ich wahnsinnig stolz auf mein Team. Hut ab was heute hier passiert ist. Die Unterstützung von allen Seiten war sensationell und die Chemnitzer haben uns das Leben richtig schwer gemacht. Aber mit diesen Tugenden, dieser Begeisterung und dieser Laufbereitschaft - das war schon bärenstark. Chemnitz kann man natürlich nicht über 90 Minuten neutralisieren. Wir haben jedoch mit einer Art von Fußball mit Aggressivität, Leidenschaft und gegenseitiger Hilfe vorbildlich gekämpft und letztendlich auch verdient gewonnen. Es ist auch geiler mit solch einer Leistung dem Abstieg zu entrinnen, als den Titel zu holen. Jetzt müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen und unsere Hausaufgaben machen. Nur dann können wir in der neuen Saison voll angreifen.“

    CFC-Coach Tino Vogel dachte in der Analyse zuerst an Titelträger Cottbus: „Gratulation an Cottbus. Sie hatten die beständigste Mannschaft und haben damit auch den Aufstieg verdient. Halberstadt stand heute mit nur einer Spitze in der Mitte sehr gut und hat auf unsere Fehler gelauert. Die Gastgeber haben uns eindeutig aufgezeigt, was es heißt, clever Fußball zu spielen. Wir sind blind nach vorne angerannt, haben mit der Brechstange und eben nicht über die Außen gespielt. Auch in den Zweikämpfen war uns Germania überlegen, sie haben dort ihre Erfahrung genutzt. Wir müssen da einfach abgezockter agieren, das muss meine junge Mannschaft noch lernen. Der Halberstädter Sieg geht unterm Strich in Ordnung.“

    VfB Germania Halberstadt: Kischel - Pölzing, Vandreike, Thiele - Gottwald, Vranic - Sommermeyer (64. Reitzig), Plock, Gerlach (70. Luck), Stefke - Banser (82. Tuzlak)

    Chemnitzer FC: Klömich - Troschke (64. Sinaba), Baumann, Becker, Sieber - Adamu - De Napoli, Schumann, Sambou (70. Benduhn) - Kellig, Schlosser

    Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
    Gelbe Karten: Thiele, Gerlach, Kischel - Adamu, Sambou, Baumann
    Rote Karte: Stefke (90.+4, Foulspiel)

    Zuschauer: 2.528, inkl. 1.486 Chemnitzer
    Torchancen: 5:6 (3:3)
    Tore: 1:0 Sommermeyer (16.), 1:1 De Napoli (32.), 2:1 Stefke (69.)

    Helge Osterloh

    Geschrieben von:  Systema

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