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  • TSV Chemie Premnitz, 24. Juli 2008

     

    „Auf jeden Fall stehe ich zu meiner Mannschaft“


    Von:  Stephan R.T.

    Unser ‚siegtorschütze’ gehört zu den langwierigsten Nutzern unserer Seite. Bereits seit Juni 2003 ist der 22-jährige Bankangestellte mit dabei und lief auch schon im Trikot der NOFB-Allstars auf. Seit der frühesten Kindheit hält er in der Bundesliga zum FC Schalke 04 und natürlich zu seinem Heimatverein, dem TSV Chemie Premnitz. Was er mit Letzterem so alles erlebt hat und wie er allgemein zum Fußball steht, kann im Folgenden nachgelesen werden.

    Wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    Zum Fußball bin ich gekommen mit sechs Jahren, im Prinzip war es mein Vater der mich zum Training brachte und somit den Anstoß gab. Somit war ich schon in der F-Jugend selbst aktiv und es war das erste richtige Hobby geworden. Mit zwölf habe ich dann aufgehört, weil ich noch andere Sachen probieren wollte, die mir zumindest besser liegen sollten. Interesse blieb jedoch immer bestehen, so dass ich doch immer im Bilde meiner Mannschaften war.

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Also in der Bundesliga ist das deutlich Schalke schon von klein auf, mit sieben sah ich das erste Spiel, mit fünf hatte ich den ersten Schal. Wieso das als ‚Ostkind’ so war, kann ich nicht erklären, war ich doch durch meine Eltern nicht vorgeprägt.

    Mein Heimatverein ist der TSV Chemie Premnitz, hier habe ich selbst gespielt. Mit zehn, elf Jahren ging ich dann regelmäßig zu den Spielen, unter anderem mit Kumpels. Die Bindung entsteht natürlich hauptsächlich aus der Nähe und das ich dem Verein bis heute angehöre. Heute kenne ich jeden Spieler persönlich, bin mit einigen zusammen zur Schule gegangen. Andere Vereine der Region waren für mich nie interessant.

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Das erste Bundesligaspiel war natürlich gigantisch, im Parkstadion mit 70.000 Zuschauern und dann noch gegen Bayern. Wow, wie geil ist das denn als Knirps. Bierduschen die man bis jetzt nicht kannte, eine Mannschaft, die den ‚großen’ Bayern Paroli bot. Das war schon ne gute Sache. Das erste Premnitz-Spiel woran ich mich noch total erinnern kann, waren die Aufstiegsspiele gegen Bestensee 94/95 – Hinspiel in Premnitz als Balljunge, Rückspiel mit Doppeldeckerbus nach Bestensee gefahren. Für die Rückfahrt brauchten wir mehr als dreimal so lange.

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Der dritte Platz in der Landesklasse West geht in Ordnung. Nach einer unterirdischen Hinrunde, spielt die Mannschaft ganz stark auf und war zwei Spieltag vor Schluss plötzlich Tabellenführer. Letztlich ist es, glaube ich, ganz gut, dass wir nicht aufgestiegen sind, ist die Mannschaft doch noch sehr jung. Nächstes Jahr werden wir aber sicherlich wieder ganz oben mitspielen und dann hoffentlich wieder aufsteigen. Dann werden wir vielleicht von Anfang an ordentliche Leistungen sehen und weiterhin eine blutjunge Mannschaft.

    Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Also auf jeden Fall dürfen gegen vermeintlich schwächere Mannschaften nicht so viele Punkte abgegeben werden. Vielleicht könnten auch ein paar Törchen mehr bei herausspringen. Aber sonst muss die Mannschaft nur endlich mal zusammen bleiben.

    Was waren die schönsten und welches die erschütternsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Der allerschönste war der Landesligaaufstieg 2001, 300 Premnitzer in Werder und noch mal 250 in Kremmen waren doch eine ganze Menge für ein Nest wie uns. Dazu kommen zahlreiche Auswärtsfahrten mit Kumpels, wo doch immer etwas passierte. So was vergisst man eben nicht, wenn man zu dritt im Regen von Pritzwalk steht oder ein Pokalspiel in Unterzahl noch dreht.

    Traurig war der Niedergang im letzten Jahr Landesliga, der so sicher nicht nötig war und die Saison danach, wo man bis zuletzt wieder gegen den Abstieg spielte. Ganz bitter in Nestern wie Roskow 1:5 zu verlieren.

    In Sachen Fans ist bei uns in der Landesklasse eher weniger los, mal gibt es die üblichen Pöbeleien. Ich kann mich eigentlich nur an eine Fangruppe erinnern, die in Premnitz nicht gern gesehen war und das war Viktoria Frankfurt im Pokal. Wobei ich fand, dass das der Partie durchaus die Würze gab.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Das kann ich nicht beurteilen, ob ich in den Augen anderer ein ‚richtiger’ Fan bin. Auf jeden Fall stehe ich zu meiner Mannschaft, auch wenn sie mal wieder eine Durststrecke durchmacht und gehe trotzdem hin. Ich versuche natürlich mein Bestes zu geben, um ein Teil des Ganzen zu sein.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Also mit Gewalt hat man bei uns, außer bei dem bereits zuvor erwähnten Spiel gegen Frankfurt noch nie ein Problem gehabt, in Premnitz kann jeder auch friedlich Fußball gucken. Zum Thema Rassismus kann ich nur so viel sagen, dass ich persönlich damit nichts zu tun habe und auch nicht möchte. In Premnitz sind sowieso mehr die Linksorientierten im Stadion. Zur Problematik zwischen Fans und Ordnungskräften kann ich nur sagen, dass vieles von der Polizei provoziert wird und auch bei Kontrollen im Stadion teilweise komische Sachen passieren, die ich nicht deeskalierend nennen würde.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Ist natürlich der blanke Hohn, wenn ich so was wie Hoffenheim sehe, geht es mir nicht gut dabei, aber ändern kann man es ja nicht. Auch diese Privatinvestoren wie in England sind meiner Meinung nach nicht optimal, haben sie doch selten Ahnung von dem was die Fans wollen. Beste Beispiele sind die Neugründungen von Austria Salzburg und FC United of Manchester.

    Also in Deutschland sollte man diese Tür mit dieser ‚50+1’-Regel weiterhin so beibehalten, wie sie ist. Und auch Sponsorennamen in den Vereinsnamen finde ich grässlich. Ich muss auch nicht unbedingt zehnmal pro Hälfte an das Eis in der Halbzeit erinnert werden, dass ist mir dann doch zu viel.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Die Zwickauer Fanszene finde ich aus der Ferne betrachtet doch recht beeindruckend. Nach so einem Niedergang so hinter dem Verein zu stehen und seinen eigenen Weg zu gehen, finde sehr konsequent und lobenswert. Außerdem finde ich West Ham United sehr interessant. Setzten sich die Fans der Hammers doch eher aus der Unterschicht zusammen und finden immer ihre Nische im Konzert mit Tottenham, Arsenal und Chelsea und lassen das Team nie im Stich.

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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