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  • Torgelower SV Greif, 29. August 2008

     

    „Die Zuschauer müssen spüren, dass auf dem Platz eine Mannschaft steht“


    Von:  Stephan R.T.

    Wer speziell im norddeutschen Raum Fußballberichte liest, hat seine Fotos schon gesehen. Andy Bünning, bei uns auf der Seite als ‚Pressewart’ bekannt, ist seit Mai 2007 freier Bildjournalist. Seit 22 Jahren besucht der 31-Jährige die Spiele des Torgelower SV Greif, für den er von Mai 2003 bis November 2006 als Pressesprecher tätig war. Wie er damals zum TSV kam und was er vom plötzlichen Trainerwechsel hält, kann im Folgenden nachgelesen werden.

    Andy, wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    So richtig das Fußballfieber geweckt hat in mir mein älterer Bruder Marko. Er nahm mich, als ich etwa 11, 12 war, mit zu einigen Spielen. Zuerst in Torgelow und später auch nach Rostock.

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Das ist ganz klar der Torgelower SV Greif. Aber auch beim FC Hansa Rostock fiebere ich gerne mit. Daneben verfolge ich sehr genau den Lokalfußball im Uecker-Randow Kreis. Das erste Spiel, was ich von Greif sah, war 1986 ein Bezirksligapunktspiel im Spartakusstadion gegen Traktor Spantekow. Es endete für Torgelow, die damals noch Nord hießen, 6:3. Ab diesen Zeitpunkt habe ich so viele Spiele wie möglich von meinem Heimatverein besucht.

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Ich kann mich noch ganz genau an das erste Spiel live im Rostocker Ostseestadion erinnern. Es war zu Ostern 1989. Hansa spielte damals oben in der Tabelle mit. Das Stadion war ziemlich überfüllt. Gegner war der damalige FC Karl-Marx Stadt. Die Partie ging 1:1-Unentschieden aus. Ich glaube, es waren mehr als 25.000 Zuschauer im Stadion. Schon die Hinfahrt nach Rostock war ein Erlebnis. Der Zug wurde immer voller. So viele Menschen hatten nur ein Ziel. Ihren FC Hansa spielen zu sehen und dabei Stimmung machen. Das Drumherum hat mich fasziniert. Nach dem Spiel gab es noch Ärger auf dem Bahnhof mit den Gästefans. Dieser Fußballtag war damals prägend für mich. Das vergisst man nie.

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Zurzeit kann man leider nicht zufrieden sein mit dem Torgelower SV Greif. Die ersten beiden Spiele wurden klar verloren. Das kann einer Mannschaft schon einmal zum Saisonstart passieren. Trotzdem wurde Eckart Märzke von Traineramt entbunden. Dumm daran ist nur der Zeitpunkt. Wenn der Verein der Meinung ist, der Trainer muss ‚ausgetauscht’ werden, hätte man das bereits im Sommer tun müssen. In der letzten Spielzeit konnte man nur mit wenig zufrieden sein. Besonders das Pokalaus im Halbfinale gegen Neustrelitz war bitter. Doch das hatte sich angebahnt, weil man sich zu sicher war, dass man Neustrelitz zu Hause schlagen wird. Sogar in der Lokalpresse wurde darüber gesprochen, warum Greif das Spiel vor dem Anpfiff schon gewonnen hat. Doppelt dumm ist dann, wenn jemand aus dem Vorstand raus posaunt, warum Greif angeblich besser ist als Neustrelitz. Damit wurde der Gegner noch mehr motiviert. In den Punktspielen gab es keine Konstanz. Was besonders auffiel war, dass Greif immer wieder Führungen verspielt hatte und am Ende sogar verlor. Zuletzt gegen Spandau (1:3) war es doch ähnlich. Ich hoffe, dass mit Interimstrainer Eckard Ehrke der Erfolg zurückkommt.


    Andy Bünning mit seinem Arbeitsgerät.

    Wie soll es in dieser Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Ich erwarte aus persönlicher Sicht, dass man untereinander ehrlicher und offener umgeht. Das war zuletzt nicht gerade die Stärke des Vereins. Sportlich gesehen hoffe ich, dass die Oberliga-Mannschaft mit einem neuen Trainer in Ruhe und erfolgreich arbeiten kann. Erfolgreich heißt nicht gleich, dass man alle Spiele gewinnen muss. Vielmehr ist es wichtig, den Fans wieder besserer und ansehnlicherer Fußball zu Hause geboten wird. Die Zuschauer müssen spüren, dass auf dem Platz eine Mannschaft steht, die alles gibt. Gegen Brandenburg Süd kamen zuletzt nur noch 185 Zuschauer. So wenige hatten wir seit Jahren nicht mehr. Realistisch wäre ein Schnitt von 400 bis 600 Zuschauern.

    Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Da muss ich etwas überlegen. Also erschütternd war mit Sicherheit der Nichtaufstieg 2004. Greif war in der Verbandsliga Erster. Am vorletzten Spieltag mussten wir beim Verfolger FC Anker Wismar ran. Nach einer 1:0-Führung verlor Torgelow noch 2:3. Die Tabellenführung war futsch. Wismar stieg auf. Das war ziemlich bitter. Außerdem gab es bei diesem Spiel Ausschreitungen, die von Wismar-Fans ausgingen. Das setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Keine zwei Wochen später verloren wir auch noch das Pokalfinale gegen Schönberg (1:2) in Neubrandenburg. Schade, es sollte nicht sein. Umso glücklicher war man dann ein Jahr später, als der Oberliga-Aufstieg souverän glückte. Die erste Oberligasaison war ein Erlebnis. Besonders in der Rückrunde lief es sehr gut. In der Alten Försterei gegen Union Berlin führten wir bereits 1:0. Am Ende wurde ein 1:1 wie ein Sieg gefeiert. Nennenswert sind auch die Spiele Mitte der 90er Jahre. Von der Bezirksliga stiegen wir in die Verbandsliga auf. Die Mannschaft spielte vorne in der Tabelle mit. Die Zuschauer strömten in Scharen ins Spartakusstadion. Damals hatten wir einen Schnitt von gut 800 Fans. Zweimal wurde der Bezirkspokal gewonnen.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Schwierige Frage. (*lacht*) Ich denke, ohne Fußball geht es nicht. Fußball ist Enttäuschung, Trauer, Begeisterung und vieles mehr. Es ist wie eine Droge. Ich bin sehr glücklich, dass ich mein Hobby als Fotograf zum Beruf gemacht habe. Andere Fans haben meinen vollsten Respekt, weil sie genauso voll bei der Sache sind wie ich.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Fußball ist Begeisterung für seinen Verein und deren Spieler. Leider gibt es immer Leute, die meinen, sie müssen sich beim Fußball ‚austoben’. Die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften bekomme ich mehr aus den Medien mit, weil ich in den letzten Jahren Fußballspiele nicht als Zuschauer sondern als Pressevertreter verfolge. Ich kann nicht verstehen, wieso man Stress machen muss beim Fußball. Es sollte doch von jedem der Wochenhöhepunkt sein. Gewalt und Rassismus hat in Stadien, egal ob Kreisliga oder Bundesliga, nichts zu suchen.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Das ist eine endlose Spirale. Jeder Verein versucht sich jedes Jahr zu verstärken. Dazu braucht man Geld. Geld geben die Sponsoren, die damit mehr Macht in den Vereinen erhalten. Das ist nicht immer gut. Denn in sportlichen Belangen darf kein Sponsor rein reden. Das Thema Geld und kommerzielle Vermarktung wird immer ein Thema bleiben.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Begeistert bin ich von den Fans, die in den unteren Ligen mit viel Aufwand ihre Mannschaft unterstützen. Das finde ich klasse. Solche Leute sind Goldstaub für jeden Verein, denn diese bringen sich auch teilweise ehrenamtlich in die Vereinsarbeit ein. Beeindruckt bin ich von den Fans des 1. FC Union Berlin. Als wir im März 2006 mit Greif dort 1:1 spielten, gab es viel Lob von den Unionern für die Leistung der Torgelower in der Alten Försterei. Toll finde ich zudem, dass sich Fans bereit erklären, dass Stadion ihres Vereins mit umzubauen. Daran sollten sich viele ein Beispiel nehmen.

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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