Die-Fans.de

Stadien, Fans und Leidenschaft - Regionaler Fußball pur

Du bist hier:  Westen | Startseite » Aktuell » Artikel
Festschrift – 25 Jahre Tornados Rapid
352 Seiten voller Leidenschaft über die Fanszene des SK Rapid Wien.
  • SC Fortuna Köln, 12. Februar 2008

     

    „Wir wollen aufsteigen!“ - Matthias Mink im Gespräch


    Von:  thom.as

    Fortuna Köln ist ein Verein mit viel Tradition. Aber selbst in der Domstadt ist man vor dem finanziellen und sportlichen Abstieg nicht gefeit. Während man in der Saison 1999/2000 noch in der zweiten Bundesliga spielte, wurde die Mannschaft während der Spielzeit 2004/2005 vom Spielbetrieb zurückgezogen. Nach dem Neustart in der darauf folgenden Meisterschaftsrunde fand man sich in der Verbandsliga Mittelrhein wieder. Dort hält sich die Mannschaft nun das dritte Jahr in Folge auf.

    Nachdem Ralf Außem das Amt als Trainer übernommen hatte, acht Wochen später jedoch ein Angebot als Co-Trainer bei Rot-Weiß Essen nicht verstreichen lassen wollte, wurde zu Beginn der Saison 2007/2008 der langjährige Fortuna-Spieler und spätere Funktionär Matthias Mink eingestellt. Die bisherige Bilanz des Ex-Profis kann sich sehen lassen: Tabellenplatz eins nach 17 Spielen, die meisten Tore geschossen und Mitfavorit im Meisterschaftskampf. die-fans.de sprach mit dem 40-jährigen Mink über seine erste Saison als Seniorentrainer, den möglichen und was Schlüsselerlebnisse für ihn bedeuten.

    Herr Mink, Sie waren lange Zeit bei Fortuna Köln als Spieler aktiv...

    Richtig. Von 1992 bis 1999 war ich als Spieler bei Fortuna Köln und von 1999 bis 2001 als sportlicher Leiter bzw. Team-Manager tätig. Bevor ich vor dieser Saison wieder hierher zurückkehrte, war ich ein Jahr im Nachwuchs-Leistungs-Zentrum bei Alemannia Aachen für die U16 zuständig.

    Dennoch hatten Sie zuvor noch nie eine Herren-Mannschaft trainiert. Wie kam man trotzdem auf Sie?

    Durch persönlichen Kontakt. Der zweite Vorsitzende der Fortuna, Herr Dr. Merkle, ist ein guter Bekannter von mir. Ich kenne ihn schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, über die Sporthochschule hier in Köln. Und in den vergangenen Jahren habe ich immer wieder mit ihm freizeitmäßig Fußball gespielt. Im Zuge dieses Kontakts kam dann auch die Anfrage, ob ich denn das Traineramt ausüben möge.

    Sie kamen als eher unerfahrener Trainer aus dem Juniorenbereich. Dennoch war das vorgegebene Ziel dieser Saison der Aufstieg. War das nicht etwas viel Erfolgsdruck für jemanden, der im Herrenbereich noch nie als Chef-Trainer gearbeitet hatte?

    Ich muss sie verbessern: Das vorgegebene Ziel IST der Aufstieg! Das mit dem Druck ist immer auch relativ. Im Nachwuchs-Leistungs-Zentrum etwa wird unabhängig davon, dass es sich um Jugendfußball handelt, sehr professionell gearbeitet. Folglich ist auch dort ein gewisser Druck vorhanden. Man will junge Spieler für den gehobeneren Fußball ausbilden, also muss man eben auch dementsprechend ambitioniert mit ihnen arbeiten. Deswegen haben wir in Aachen auch vier, fünf Mal in der Woche trainiert. Sicherlich ist der Seniorenfußball noch einmal ein anderer Schritt und eine andere Art zu arbeiten. Unter dem Strich jedoch hat sich weder der Trainingsumfang noch die Arbeit als Trainer im Allgemeinen großartig verändert.

    Finden Sie es vom Verein nicht etwas zu gewagt, den Aufstieg realisieren zu wollen und gleichzeitig mit Ihnen einen Trainer zu engagieren, der in seiner Bewerbungsmappe unter ‚Trainer Senioren’ noch bis dato noch nichts stehen hatte?

    Das ist für den Verein sicherlich mit gewissen Risiken verbunden. Andererseits weiß jeder, der mich kennt, wie ich arbeite und persönlich versuche, Ziele zu verwirklichen. Mein Ziel war über kurz oder lang in den Seniorenbereich zu wechseln, in den mittleren bis gehobeneren Amateurbereich. Unabhängig davon ist es für einen Verein wie Fortuna Köln, mit der Maßgabe, dass in den vergangenen zwei Jahren auch schon der Aufstieg propagiert wurde, es ein legitimes Ziel zu sagen: „Wir wollen aufsteigen“.

    Außerdem stand die Mannschaft, bis auf ein paar Nachbesserungen, die ich vorgenommen hatte, für diese Saison bereits, als Ralf Außem ging und ich übernahm. Man war von der Qualität der Mannschaft überzeugt. In diversen Gesprächen hat man mit mir sondiert, inwiefern sich meine und die Ziele des Vereins verwirklichen bzw. transportieren lassen. Man ist dann relativ schnell auf einen Nenner gekommen. Man war der Meinung, dass das gut funktionieren kann. Und wie es sich nach den ersten 17 Spielen in der Saison 2007/2008 gezeigt hat, funktioniert es auch ganz gut!

    Sie erwähnten, dass die Mannschaft prinzipiell schon stand, als Sie Ihren Dienst antraten. Dennoch kann man von neun Zugängen und dreizehn Abgängen zu Saisonbeginn lesen...

    Als ich bei Fortuna Köln unterschrieb, war der Großteil der Transfers bereits getätigt worden. Unter meiner Ägide kam noch Cedric Mimbala, Rachid Bouallal und Kevin Niang dazu. Das war es dann aber auch.

    Unter dem Strich handelte es sich dennoch um ein fast komplett neues Team. Obligatorische Frage: Wie schafft man es als Trainer aus vielen Spielern eine Mannschaft zu formen?

    Viele Spieler kennen sich bereits von früher. Aus Landesliga-Zeiten beim Bonner SC oder aus Verbandsliga-Zeiten bei SF Troisdorf. Wir haben viele Spieler aus Troisdorf, die schon längere Zeit miteinander zu tun haben.

    Klar muss man diese einzelnen Mosaik-Steinchen irgendwie zusammensetzen. Nichtsdestotrotz denke ich, dass mir die Arbeit dahingehend erleichtert wurde, dass sich die Spieler untereinander sehr gut verstehen. Es sind die einen oder anderen Randerscheinungen aus der Vergangenheit, die mir die Arbeit und das Zusammensetzen sehr erleichtert haben.

    Der Start in die Saison war ja eher bescheiden. Lag das genau an diesem Mosaik, das erst zusammengesetzt werden musste?

    Natürlich. Es ist ja ein Entwicklungsprozess. Ich habe es am Anfang der Saison bereits erwähnt. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung in der wir uns relativ schnell gefunden hatten. Wir haben unser Spielsystem sehr schnell entwickelt. Die Früchte unserer Arbeit, die wir relativ zügig ernten wollten, kamen uns aber nicht einfach so zugeflogen. Man musste nach einer verhältnismäßig kurzen Vorbereitung von fünfeinhalb Wochen alles noch ein paar Wochen ziehen lassen, um im Hinblick auf den Wettkampfbetrieb feststellen zu können, wo der Weg wirklich hinführt.

    Wir haben in dieser Phase, in der wir nicht so viel Erfolg hatten, trotzdem gut Fußball gespielt. Das darf man nicht vergessen. Im ersten Heimspiel gegen den VfL Rheinbach etwa haben wir ein super Spiel hingelegt und trotzdem 0:1 verloren. Auch auswärts gegen FC Wegberg-Beeck, in dem wir 3:3 spielten, haben wir uns sehr gut präsentiert und hätten durchaus gewinnen können. Die Problematik am Anfang der Saison war einfach: gut gespielt, aber nicht ausreichend gepunktet. Die leistungsgerechten Ergebnisse blieben aus. Je länger wir dann in der Saison waren, desto gefestigter wurde das Gebilde. Man konnte letztendlich auf diesen Erfolgserlebnissen, die wir hatten, aufbauen und zum Schluss eine Serie von fünf Siegen in Folge hinlegen.

    Wenn es nach einer Durststrecke wieder läuft, sprechen viele von ‚Schlüsselerlebnissen’, die der Auslöser einer gewissen Euphorie sind. War das bei Ihnen auch der Fall?

    Teils, teils. Es gibt sicherlich im Laufe einer Saison Spiele, von denen man im RÜCKBLICK sagt, dass gewisse Spiele oder Szenen eines Spiels ein ‚Schlüsselerlebnisse’ gewesenen seien und im Endeffekt zu weiteren Erfolgen beigetragen hätten. In unserem Fall war es so, dass wir immer nur von Spiel zu Spiel gedacht haben. Und diese Einstellung werden wir auch weiterhin pflegen. Ich habe in der vergangenen Zeit auch immer wieder betont, dass im Amateurfußball Glück und Pech eine sehr große Rolle spielen, sei es bei etwaigen Verletzungen oder fraglichen Schiedsrichter-Entscheidungen oder Ähnlichem. Dieser Gesichtspunkt fällt so sehr ins Gewicht, dass man einerseits nicht allzu weit in die Zukunft blicken und andererseits Vergangenes sein lassen sollte.

    Es ist natürlich super, am letzten Spieltag vor der Winterpause mit einem Sieg - wie bei uns geschehen gegen den VfL Rheinbach - an die Tabellenspitze zu klettern und über die gesamte Winterpause dort oben bleiben zu können. Nichtsdestotrotz ist es Makulatur. Wir können uns nicht wirklich viel von der jetzigen Tabellenführung kaufen. Nach der Winterpause sind wir die Gejagten. Wir müssen gucken, dass wir unser Ziel weiterhin mit der nötigen Konzentration und Nachhaltigkeit verfolgen, damit wir auch nach dem letzten Spieltag dort oben stehen. Im Nachgang von ‚Schlüsselspielen’ oder entsprechenden Szenen zu sprechen, ist meiner Meinung nach Makulatur.

    Sie haben in der bisherigen Spielzeit 45 Tore geschossen und stellen somit die offensiv stärkste Mannschaft. Ist diese Treffsicherheit die ‚Schokoladenseite’ Ihrer Mannschaft? Oder: Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

    Geheimnisse pflegt man in aller Regel nicht zu verraten. Insofern möchte ich auch nicht all zu viel von unseren taktischen Möglichkeiten oder unserem taktischen Konzept ausplaudern. Nur so viel vielleicht, ich verstehe mich prinzipiell als Verfechter des Offensivfußballs. Mich stört es auch nicht, wenn uns nachgesagt wird, wir seien defensiv schwach und hätten Probleme in der Abwehr. Wir haben ja auch überdurchschnittlich viele Gegentore in der Hinserie bekommen. Dennoch konnten wir zumindest in den meisten Spielen die Devise umsetzen, mehr Tore zu schießen als Gegentore hinzunehmen. Ich denke, das ist ein Beweis für unsere Offensivstärke.

    Allerdings spielt dabei unglaublich vieles zusammen. Angefangen bei unseren Mittelfeldspielern, die versuchen, in der Vorwärtsbewegung des Gegners frühzeitig den Ball zu erobern und durch dieses Mittelfeld-Pressing die Möglichkeit eröffnen, sehr schnell nach vorne spielen zu können. Des Weiteren haben wir exzellente Außenstürmer, die die Angriffe dann nach vorne tragen. Und außerdem hatten wir, das muss man ebenfalls konstatieren, mit Marco Stasiulewski einen Stürmer, der von Anfang an motiviert war und vorne seine Tore gemacht hat. Das sind vielleicht die Hauptkomponenten, deren einzelne Wirkungsgrade uns letztendlich zum Erfolg verholfen haben.

    Kann man also sagen, dass das taktische Geheimnis ein Geheimnis bleiben kann, da der Erfolg mehr an der individuellen Stärke der Spieler liegt?

    Natürlich gehört zum Erfolg die individuelle Stärke. Nichtsdestotrotz spielen wir auch eine andere Art von Fußball, als sie zum allergrößten Teil in dieser Verbandsliga gepflegt wird. Wir spielen mit einer Vierer-Abwehrkette und einer Vierer-Mittelfeldkette jeweils auf Linie. So gut wie bei uns wird das nicht sehr häufig umgesetzt. Das bedingt durchaus Erfolge, unabhängig von der Einzelstärke der Spieler. Außerdem gehört zur individuellen Qualität auch die Fähigkeit, Spielsysteme umzusetzen. Der Einzelne benötigt mehr als ein gelungenes Dribbling oder ein guter Torschuss oder körperliche Fitness, um seine Qualität zu beweisen. Der intellektuelle Faktor ist ebenso eine Komponente der individuellen Klasse. Wir versuchen, diese einzelnen Gesichtspunkte mit einer gewissen Nachhaltigkeit aus jedem Einzelnen herauszukitzeln, damit dann alles passt und sich der Erfolg einstellen kann.

    Wie läuft die Vorbereitung? Gibt es schon irgendwelche neuen Erkenntnisse?

    Es gibt die Erkenntnis, dass wir noch nicht so weit sind, wie es viele gemeint bzw. erhofft oder gewünscht hatten. Nehmen wir zum Beispiel diese 2:5-Niederlage im Spiel gegen den 1. FC Köln II. Unabhängig vom Ergebnis konnte man sehen, dass vor allem in Hinblick auf die Spielgeschwindigkeit und die Dynamik noch einiges verbesserungswürdig ist. Wir müssen uns an solchen Mannschaften und vor allem auch an solchen Einzelspielern orientieren und als Beispiel nehmen, anhand dessen wir uns verbessern müssen. Wir haben gesehen, dass wir uns, um weiterhin in der Erfolgsspur zu bleiben, viele Sachen noch mehr erarbeiten müssen.

    Sie erwähnten bereits, dass Sie von zu langfristiger Planung abraten. Wenn Sie sich dennoch kurz ein Bild der kommenden zwei oder drei Jahre machen, steht darauf vielleicht schon die Überschrift ‚Regionalliga’?

    (lacht) Nein, nein, nein! Da wollen wir jetzt mal schön auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Natürlich hat Fortuna Köln als Name und Verein sehr viel Charisma und will auch wieder in den gehobeneren Amateurbereich zurückkehren. Dennoch warne ich davor, nach dieser kleinen sieben-, achtmonatigen Erfolgsgeschichte, wie wir sie haben, irgendwelchen Hirngespinsten nachzujagen und, obwohl wir faktisch noch nicht einmal in die Oberliga aufgestiegen sind, zu propagieren, in den nächsten Jahren in der Regionalliga zu spielen. Das ist Quatsch! Der Verein hat sich konsolidiert und finanziell wieder etwas gefunden. Ich denke wir sind, und da spreche ich wohl auch im Namen der Vorstandschaft, auf einem guten Weg, was die Finanzierung dieser Verbandsligamannschaft, gegebenenfalls einer möglichen Oberligamannschaft, angeht. Um auf die übernächste Etage zu gelangen, muss man sich aber erst einmal in der Oberliga etabliert haben. Vor dem zweiten kommt immer der erste Schritt. Lassen sie uns erst einmal in die Oberliga aufsteigen. Das wir hart genug, vor allem im Hinblick auf diese Unwägbarkeiten, die ich bereits zuvor angesprochen habe.

    Die Konkurrenz schläft nicht! Viktoria Köln oder der FC Junkerdorf haben, unabhängig von uns, ebenfalls sehr gute Möglichkeiten, sehr gute Spieler und auch ein sehr gutes Umfeld, wenn sie nur einmal an den finanziellen Background des FC Junkersdorf denken. In Anbetracht dessen ist die Konkurrenz in dieser Verbandsliga so entscheidend groß, dass es fatal wäre, sich über diese Saison hinaus schon Gedanken über die Regionalliga zu machen.

    Kommentieren Sie: „Alles andere als der Aufstieg wäre eine Enttäuschung!“

    Nun ja, das muss ich gar nicht kommentieren. Das ist eine Aussage, die im Moment jeder in der Mannschaft, aber auch wirklich jeder von der Nummer eins bis zur Nummer 24, vollkommen mit trägt. Wir haben uns dieses Sahnehäubchen, als Tabellenführer zu überwintern, hart erarbeitet. Das wollen wir auch nicht wieder hergeben. Der Aufstieg war unser gesetztes Ziel vor der Saison, auch wenn uns damals so mancher belächelt hat. Wir haben innerhalb der Mannschaft immer wieder darüber gesprochen, wie wir dieses Ziel realisieren können. Jetzt sind wir auf dem ersten Platz und jetzt wollen wir auch versuchen, dass wir da gefälligst nach dem 30. Spieltag immer noch stehen!

    Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg! Vielen Dank für das Gespräch, Herr Mink.

    Geschrieben von:  thom.as

Kommentare

    Kommentar schreiben

     

    Diese Website nutzt Cookies. Durch die Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos: Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz.