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  • SV Babelsberg 03, 10. September 2009

    Spiel ohne Überschrift. Passte alles.


    Von:  rudiriot

    “Wenn elf Nulldreier zusammen kämpfen kam bisher oft was Gutes bei rum. Daran sollten wir anknüpfen! NULLDREI!”

    So endete mein Spielbericht gegen die Veilchen aus Charlottenburg. Und es sollte eine self-fulfilling-prophecy sein, jedenfalls wenn man an so etwas glaubt. Und ist euch schon aufgefallen, dass allein in der Headline dreimal Nulldrei in drei verschiedenen Codierungen auftritt? Mir jedenfalls ja, hat was. Warum nun also ein “Spiel ohne Überschrift”? Ganz einfach, ich habe dieses Mal das Vergnügen, mehrere Überschriften anbieten zu können und diese werden nach und nach in diesen Bericht eingebaut. Zum Beispiel bei der Abfahrt des Busses gegen halb zehn am Lutherplatz kamen folgende Formulierungen auf: “Ich würde gerne neben dir sitzen.”, was ein paar Minuten später dann in ein modifiziertes “Ich würde gern Arm in Arm neben dir einschlafen.” umgebaut wurde. Die beiden Protagonisten des zweiten Ausspruches saßen dann auch brav nebeneinander, weitere Details sind mir allerdings nicht bekannt. Unbeschadet kamen die knapp fünfzig Busfahrer dann überpünktlich in Zipsendorf an, was einen Besuch in der einheimischen “Bergmannsklause” nach sich zog. Bei Hamburger Schnitzel, Bauernfrühstück und einem guten Bier gabs eine spontane Tipperrunde, wo ich am Ende mit meinem waghalsigen Tipp doch am ehesten Recht behalten sollte. Nachdem der Schreiberling ein deutliches 2:5 für Babelsberg voraussagte, wurde er zwar von einem gewissen Frankfurter belächelt (“Sachma, watt nimmt denn der für Drogen?”), jedoch tippte dieser eine 2:1 Niederlage für unsere heute in rot agierende Equipe. Prädikat: “Böse, böse, böse, ...”

    Nachdem also Speis und Trank verzehrt und bezahlt waren (hier nochmal einen herzlichen Dank an die nette Bewirtung und den unkomplizierten Besuch an sich) gings dann endlich in den Gästeblock der kleinen, gemütlichen Bluechip-Arena. So versammelten sich etwa hundert Menschen im Gästeblock, davon knapp achtzig Supporter sowie zwanzig eigens Angereiste, die sich jedoch Singsangtechnisch komplett raushielten und lieber allein rumstanden.

    Unser Trainer, Dietmar Demuth, reagierte auf das enttäuschende Abschneiden gegen Tennis Borussia, für den gesperrten Surma rückte Rainer Müller in die Viererkette und vorne spielte Nicolas Hebisch von Anfang an. Und das sollte sich gut entwickeln. Die erste kleinere Möglichkeit des Spiels hatte unser Kopfballungeheuer Alme Civa nach einer Ecke, leider bekam er keinen richtigen Druck hinter die Murmel und so war die Aktion auch nur begrenzt gefährlich. Im Gegenzug dazu sollte gleich die nächste Möglichkeit zum Erfolg führen: Nachdem sich Ümit Ergirdi am Sechzehner langtastete, den Ball auf den besser stehenden Hebisch ablegte scheiterte dieser knapp am Keeper, aber Ümit setzte nach und konnte nach dem ungeschickten Foulspiel eines Meuselwitzer den Elfmeterpfiff erzwingen. Das alles in der siebten Spielminute, die gute Laune hob sich zusehends. Daniel Frahn trat an und verwandelte wie gewohnt eiskalt halbhoch ins rechte Eck. Jubel und Erleichterung nicht nur bei unseren Spielern, sondern auch auf den Rängen. Als sich im Anschluss der Vizeherbstmeister zur Verkündung des neuen Spielstandes anschickte wurden die Meuselwitzer fast zum Spielverderber, denn Bocek zog aus 18 Metern ab, glücklicherweise ging der gefährliche Aufsetzer knapp rechts neben die Kiste von Kapitän Unger. Aber nach wie vor marschierten die Nulldreier, ein ganz anderes Auftreten als in den vorherigen Begegnungen. Dennoch blieb Meuselwitz noch dran, mit ein wenig Glück hätte Bocek nach einem Eckball fast den Ausgleich markiert. Die nächste Aktion dann ein Freistoß für Nulldrei: Am Ball standen beide Müllers, den Schuss trug jedoch entgegen einiger Erwartung unsere Nummer 13, Rainer Müller vor und der Ball flog in bester Smakov-Manier stramm und nur knapp übers Netz. Das war der Beweis, dass er nicht nur unglaublich lange Einwürfe parat hat, sondern auch eine Freistoßalternative sein kann. In Minute 26 folgte dann die Vorentscheidung: Nach einem groben Abspielfehler der Gastgeber schlug erneut Ümit Ergirdi zu. Nach einem schnell und dribbelstarken Solo vorbei am letzten Mann schob er den Ball links am Keeper vorbei ins Netz und das aus einem recht spitzem Winkel. Zu schön um wahr zu sein, wie man vermuten könnte. Denn durch Pressing und frühes stören gabs den zweiten Treffer eigentlich aus dem Nichts heraus. Als der Jubel ein wenig abklingen sollte gabs dann eine Kopie der eben beschriebenen Szene. Kopie deswegen, weil das Original noch verschönert wurde. Wieder setzten unsere Nulldreier schnell nach und konnten den überforderten Meuselwitzer Verteidigern den Ball abluchsen. Ümit Ergirdi setzte wieder zum Spurt an, wieder halbrechts in den Strafraum und wieder versenkt... nein! Er versenkte nicht selbst, sondern bewies Profiübersicht und legte den Ball passgenau auf den mitgelaufenen Frahn, der dann alles klar machte und zum 0:3 einnetzte. Das war alles nach einer halben Stunde.

    An dieser Stelle des Berichts möchte ich auf Kritiker eingehen, die mir vorwerfen, dass ich ja kaum über Fussball schreiben würde, sondern mehr das Drumherum beschreibe. Dem möchte ich hier besonders Rechnung tragen und lasse das Sportliche damit auch nur noch etwas mitlaufen, da (auf dem Platz) alle Messen gesungen waren. Denn in den folgenden 75 Minuten bis zum Abpfiff gabs noch einige erfreuliche Dinge, die mindestens genauso erwähnenswert sind, wie das weitere Spiel. Nachdem sich also unsere Fanszene in einen Rausch singen durfte gabs ein paar Nettiquetten neben dem Spiel, zum Beispiel wurde in der Halbzeit der Reserve-Keeper der Gäste beim erwärmen angefeuert, welcher es wohl mit Humor nahm. Und auch das schräge Maskottchen der Meuselwitzer, “Zipfel” oder wie es hieß ließ sich bei unseren sangeswütigem Mob blicken und zog symbolisch den Hut vor unserer Kurve, faire und schöne Geste. Im zweiten Durchgang kam dann nach und nach die Ersatzbank unserer Nulldreier vor den Block und erwärmte sich gemeinsam bis zum Abpfiff, ebenso ein tolle Sache. Und mit Onur Bayram haben wir einen Spieler, der die Atmosphäre so genoß, das er glatt zum Zweitcapo avancierte, entsprechende Ultraaufnahmeanträge sind wohl bereits unterwegs. Irgendwann wurde dann auch abgepfiffen und neben dem üblichen Siegesabgesang gabs auch noch ein Ständchen für unsere Nummer 7 (oder auch liebevoll “Ruuuudiiii”). Auch an dieser Stelle alles Gute an den sympathischen Linksfuß mit Übersteigerqualitäten. Als kleine Überraschung für die Mannschaft wurden indes für alle 16 Kicker ein Bier geordert, was allerdings wohl zu spontan oder ungeplant ablief, was solls. Ein paar Bier gingen in den Block, ein paar in die Kabine. Und ich muss dem Kashmirhool irgendwann dafür noch die Zeche zahlen. Mal schaun, Stichwort unbezahltes Praktikum.

    Da ich mir nun erlaubt habe, sechzig Spielminuten aus dem Bericht wegzukürzen gibts diesmal dann auch zwei Fazits, das sportliche und das reisetechnische. Auf dem Feld war nach der deutlichen Führung etwas Ruhe eingekehrt, so versuchte sich Meuselwitz besonders im zweiten Durchgang noch desöfteren an unserer Nummer 1, Marian Unger, welcher letztendlich zwar in größerer Not retten musste, aber immer Sieger blieb. Im Gegenzug dazu schaltete Babelsberg zur zweiten Hälfte ein paar Gänge runter und besinnte sich etwas aufs Konterspiel, was auch ein paar Mal hübsch vorgetragen wurde, jedoch nicht verwertet werden konnte. Da dem ZFC auch nicht allzu viel einfiel, plätscherte die Partie langsam aber sicher Richtung Schlusspfiff. Sicher ein wichtiger Erfolg für die gesamte Mannschaft, besonders auch für unsere Offensivkräfte, denen bisher manchmal das Glück oder die Abgezocktheit fehlte. Nun gilts dem wiedererstarktem FCM einen Dämpfer im heimischen Karli zu verpassen und selbst in der Spur zu bleiben. Das angebotene Spiel machte auf jeden Fall Appetit auf mehr!

    Fantechnisch wars auch eine runde Sache. Es fuhr wieder ein gut gefüllter Bus, was sich hoffentlich in Zukunft wieder stabilisieren wird. Und trotz des mäßigen Auftakts waren immerhin hundert Gäste ins Altenburger Land getingelt. Dies wurde in der eingangs beschrieben Bergmannsklause so kommentiert: “Tja, Meuselwitz zieht nochmal.” Das hätte auch eine Überschrift werden können. Der Wohlfühlfaktor in Zipsendorf war angenehm hoch, die Polizeibeamten und Ordner waren sehr freundlich und wünschten uns sogar eine gute Heimfahrt, was sicherlich Schule machen darf. Dafür ein klarer Daum nach oben. Und auch die Verpflegung war lecker und bezahlbar, die Bedienenden fast schon zu freundlich um wahr zu sein. Guter Laune gings dann mit dem Bus Richtung Filmstadt (auch hier nochmal ein Dank an die Leute, die das immer auf die Beine stellen, mitsamt Brötchen und bester Musik), wo sich die Reisegruppe etwas auflöste bzw. Sich nochmal im Nowawes zum gemütlichen ausklingen traf. Ich beschloss auch noch ins Nowawes zu gehen und soviel Bier zu trinken, wie mir Frau Frech und der nette, aber am Ende entnervte Wirt (“Rudi, hier nimm!”) gaben und tingelte mit einer der letzten S-Bahnen gen Heimat. Abschließend übergebe ich hiermit den 03-Punktelaufstab an Kollege Ruppi, welcher hoffentlich über Nulldreipunkte gegen den FCM berichten wird.

    All for goals and glory!

    ZFC Meuselwitz:
    Dix, Brendel, Feri, Baum, Müller, Mi. Rudolph (46. Weinert), Oswald, Pikl, Weis (46. Riese), Bocek, Gasch (73. Luck)

    SV Babelsberg 03: Unger, R. Müller, Laars, Danso-Weidlich, Ma. Rudolph, Civa, A. Müller (86. Bayram), Ergirdi, Hebisch (63. Kutschke), Frahn (74. Kilicaslan)

    Tore:
    0:1 Frahn (8. FE)
    0:2 Ergirdi (26.)
    0:3 Frahn (30.)

    Gelb: Weinert – Hebisch

    Gäste: knapp 100

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    rudiriot

    Geschrieben von:  rudiriot

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