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  • FC Carl Zeiss Jena, 06. März 2009

     

    Straftat Stinkefinger – Was den Fans nach dem Spiel bei Kickers Emden passierte


    Von:  Stephan R.T.

    Hauptsache verhaften: Eine Woche nach dem Emden-Spiel sonnte sich die Polizei beim Karlsruher SC wieder in den Schlagzeilen.

    Herr Decker, der verantwortliche Einsatzleiter der niedersächsischen Polizei war am Samstag, den 21. Februar, nach der Drittliga-Partie Kickers Emden – FC Carl Zeiss Jena zufrieden. Es hatte zwei Provokationen aus dem Jenaer Fanblock gegeben, dem war man nachgegangen. Erst hatte ein Fan einen Polizisten beleidigt, sich danach aber sofort entschuldigt. Die Sache war gegessen. Dann hatte ein anderer jugendlicher Fan einer Polizistin, die den Jenaer Fanblock filmte, den Stinkefinger gezeigt.

    Emden gewann das Spiel locker mit 3:1. Auf die Jenaer Fans wartete die Polizei am Eingang des Gästeblocks. Sie suchten den Stinkefingerzeiger. Sechzig Jenaer Fans wurden deshalb eingekesselt, blieben aber relativ ruhig. Sie fragten, was das Ganze sollte, erhielten aber keine Antwort. Gegen 16.20 Uhr blies dann eine etwa 15-köpfige Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit zum Angriff. Mit Faustschlägen und Schlagstockhieben drängte die Polizei in den Fan-Pulk und verletzte mehrere Personen, unter anderem Rechtsanwalt Andreas Wiese, Fanbeauftragter und Präsidiumsmitglied des FC Carl Zeiss Jena. Der Stinkefingezeiger floh in Richtung eines Fanbusses, wurde aber noch erwischt und festgenommen – zusammen mit einem weiteren Fan, der ihm zu Hilfe eilen wollte und dabei aus Versehen mit einem Beamten kollidierte, der sich diesem in den Weg stellte und dabei umfiel – nach Ansicht der Polizei war das versuchte schwere Körperverletzung. Danach stießen die Beamten die Fans umher, was diese empörte. Es fielen beleidigende Worte. Zu den Festgenommenen meinte Einsatzleiter Decker: „Ostdeutsche Fußballfans schlagen westdeutsche Polizisten, das kann doch nicht wahr sein!“

    Die Jenaer Fans sind keineswegs dafür bekannt, auswärts für große Randale zu sorgen. Das wusste die niedersächsische Polizei vor dem Spiel. Auch gab es wie vor jedem Match Gespräche mit dem Jenaer Fanprojekt. Während des Spiels kam es außer den beiden erwähnten Aktionen zu keinerlei Straftaten aus dem Jenaer Block. Jena hatte wie immer eigene Ordner dabei, die deutlich an ihrer Kleidung zu erkennen waren.

    Nach dem Spiel war es nicht leicht, bei der niedersächsischen Polizei Stimmen einzufangen. Die Pressesprecherin der Polizeidirektion Leer-Emden war telefonisch nicht erreichbar. Herr Herglotz, Leiter der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit, war ebenfalls zu keinem Gespräch bereit. Einzig Herr Decker stand Rede und Antwort. Für ihn war der Einsatz korrekt abgelaufen: Eine Straftat musste aufgeklärt werden. Das glauben auch einige Fans, die sich mit Strafanzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden gegen den Polizeieinsatz wehren. Die Linksfraktion im Niedersächsischen Landtag will in einer parlamentarischen Anfrage an die Landesregierung die Hintergründe dieses Einsatzes in Erfahrung bringen. Ihre sportpolitische Sprecherin Pia-Beate Zimmermann sagte: „Wir werden der Sache intensiv nachgehen.“

    Frank Willmann

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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