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  • Tennis Borussia, 22. Januar 2008

    „Der kleine Junge aus Lichtenberg“ wird erwachsen


    Von:  Anne80

    Halil Savran wirkt für sein Alter erstaunlich reif und überlegt. Der 22-Jährige, der Werte wie Ordnung, Disziplin, Ehrlichkeit und Fleiß im Fußball zu schätzen weiß, will noch viel lernen. Seit Saisonbeginn 2006 kickt der Stürmer, der einst bei Lichtenberg 47 den Sprung von der A-Jugend in die Oberliga geschafft hatte, für Tennis Borussia.

    TeBe hat sich mit Halil Savran ein äußerst ehrgeiziges und dennoch bodenständiges Talent geholt: Am Ende dieser Saison, ist er sich sicher, zum ersten Mal einen Aufstieg, statt eines Nicht-Abstiegs feiern zu können. Aber auch sonst hat er noch viel vor.
    Ihre sportliche Laufbahn begann bei den Reinickendorfer Füchsen und Lichtenberg 47. Was hast Du von dort mitgenommen und wie gut wurdest Du dort auf die künftigen Aufgaben vorbereitet?

    1995 habe ich bei Lichtenberg 47 angefangen. Das war mein erster Verein. Meine ersten Trainer haben gleich Potential in meiner Person gesehen und mich immer gefördert. Sie haben immer probiert mich zu trimmen. Mein Jahr bei den Füchsen hat mich sehr weit gebracht. Da haben wir in der höchsten Klasse in Berlin gespielt. Dort war es ähnlich. Wenn man als Stürmer ab und zu mal trifft, dann wird man auch gut gefördert. Es lief für mich ganz gut, ich hatte immer Trainer, die auf mich gesetzt haben. Bei dem Sprung von der A-Jugend in die Oberligamannschaft, damals bei Lichtenberg, da war es genau so, dass der Trainer auf mich gesetzt hat. Das ist natürlich immer ein schönes Gefühl.

    Ich hatte Trainer, die wirklich auf Disziplin, Ordnung und Einstellung wert gelegt haben. Ich denke, davon habe ich bei Lichtenberg viel gelernt. Gerade wenn man im Kindesalter anfängt, hat der Trainer viel mit zu entscheiden. Es kommt dann fußballerisch noch hinzu, dass der Trainer auch viel Einfluss hat. Das Talent ist dann natürlich auch noch wichtig. Aber wie gesagt, ich hatte Glück, dass ich einen Trainer bei Lichtenberg 47 hatte, der auf Disziplin geachtet hat, auf Ordnung, auf Einstellung, dass man vom Kopf her da ist und man immer Gas gibt auf dem Platz. Dafür hat er gesorgt, und davon habe ich viel gelernt.

    Bereits als A-Jugendlicher hast Du für Lichtenberg 47 erste Oberligaspiele erfolgreich absolviert und Dich damit auf die Notizblöcke vieler Trainer gespielt. Warum hast Du Dich damals dennoch dazu entschieden, mit Lichtenberg in die Verbandsliga zu gehen?

    Das war so, dass ich in der Rückrunde von der A-Jugend hochgezogen wurde, weil sich ein Stürmer verletzt hatte. Dort habe ich dann meine Einsätze bekommen und habe die meisten auch durchgespielt. Ich habe auch einige wichtige Spiele mitgemacht und auch Tore geschossen, so dass wir dann den Klassenerhalt geschafft haben. Somit habe ich einen Zweijahresvertrag bekommen. Das war mein erster Vertrag, mein erster Männervertrag ohne jegliche Optionen. Man kannte sich halt noch nicht so aus und da hatte ich auch keinen Berater an meiner Seite. Wir sind dann abgestiegen und Lichtenberg hat mich nicht gehen lassen. Die wollten mit mir in die Verbandsliga, um dort bestehen zu können. Ich habe dann auch nicht lange gezögert und bin bei Lichtenberg geblieben.

    Ich bin auch kein Spieler, der sich aus irgendwelchen Spinnereien aus dem Vertrag rausdrängt. Wenn der Verein nein sagt, dann ist das auch ein Nein. Das muss ich akzeptieren und da kommt es für mich nicht in Frage, hinterm Rücken was zu drehen, nicht zum Training zu kommen oder Lustlosigkeit. So etwas gibt es bei mir nicht. Diszipliniert muss man schon sein. Ich gehe einen Vertrag ein und ich muss mir vorher überlegen, was ich unterschreibe. Wenn ich unterschreibe, muss ich auch dazu stehen. Für mich ist das selbstverständlich. Wir sind dann zwar abgestiegen, das war schon ein Schritt zurück von der Liga her, aber mich hat es weiter gebracht, weil wir mit Pico Voigt einen sehr guten Trainer hatten. Der hat mich auch noch mal schön geschliffen und mich auch auf die Aufgaben jetzt und hier vorbereitet.

    Bevor Du damals bei Tennis Borussia unterschrieben hattest, waren eigentlich viele davon ausgegangen, dass Du zum BFC Dynamo wechseln würdest. Warum hast Du Dich damals dennoch für TeBe entschieden?

    Ja, das ist richtig. Der BFC Dynamo war im Gespräch, so wie einige andere Vereine auch. Aber für mich war schnell klar, als Tennis Borussia mich angerufen hatte, dass ich hierher wechsele, weil ich die Konkurrenz brauchte. Ich brauchte die Herausforderung, denn ich wusste, dass es bei vielen anderen Vereinen von vornherein gut für mich laufen könnte. Dort hätte ich nicht diese Riesenkonkurrenz gehabt, wie mit Vuckovic, Kadow, Fußi und Thomson damals. Das war für mich eine Riesenherauforderung und ich habe gesagt, da will ich mich durchbeißen, und wenn ich das schaffe, dann geht es vielleicht auch einen Schritt weiter und das war für mich die Hauptherausforderung. Ich bin ja eigentlich als ‚No Name’ hergekommen, mich kannte kein Mensch. Ich war nur der kleine Junge aus Lichtenberg, der mal ein paar Tore geschossen hat, mehr war ich ja nicht. Das war für mich die Herausforderung, die ich unbedingt haben wollte.

    Wie wurdest Du damals bei TeBe von den Mitspielern aufgenommen und wie kommst Du mit Deinem Sturmkollegen Michael Fuß – der ja nicht immer als einfach gilt – zu Recht?

    Im Großen und Ganzen wurde ich zwar gut aufgenommen, aber wie gesagt, ich bin halt nicht als bekannter Spieler hergekommen, so dass viele erstmal skeptisch geguckt haben. Aber mittlerweile hat man sich eingewöhnt. Meine Einstellung ist, man wird immer so gut aufgenommen, wie man Leistung bringt. Wenn ein Spieler in einen Verein wechselt, immer Gas gibt und eine gute Leistung bringt, dann wird er schnell aufgenommen und man versteht sich auch schnell. Das war zum Glück auch in meinem Fall so.

    Mit Michael Fuß war es so, dass wir uns am Anfang nicht gerade nah gewesen waren. Aber mittlerweile sind wir super Sturmkollegen. Es passt zwischen uns vorne und so wie es auf dem Feld passt, so ist es auch außerhalb des Feldes. Privat haben wir zwar nicht viel miteinander zu tun, aber wir verstehen uns super, weil wir halt wissen, dass wir vorne doch voneinander leben. Ich profitiere von seinen Fähigkeiten, so wie er von meinen, die ich vielleicht habe. Es hat sich möglicherweise rum gesprochen, dass er nicht immer ganz einfach ist, aber bei mir ist er ganz anders. Wir verstehen uns super.

    Woran hat es gelegen, dass ihr am Ende der Hinrunde noch nicht auf dem von vielen erwarteten Aufstiegsplatz gestanden habt?

    Ja, ich weiß, das haben viele erwartet. Das ist immer schwer, denn man muss immer die komplette Hinrunde sehen. Wir haben in den ersten fünf Spielen vier Punkte geholt und haben Punkte verschenkt. Dann haben wir zwar eine Riesenserie hingelegt, aber die anderen Mannschaften gewinnen ja auch. Die haben ja nicht für uns gespielt. Die sind halt alle mit dabei. Vorne die Mannschaften ziehen alle mit durch und ich denke, es wird sich viel in der Rückrunde entscheiden. Von der Kraft her, von der Kondition und wie die Mannschaften drauf sind, wenn es dann drauf ankommt. Das ist schließlich auch eine Nervensache. Jetzt haben wir noch Platz und wir müssen gewinnen. Aber ich denke, da sind wir stark genug. Wir haben uns gefangen, wir haben uns stabilisiert. So würde ich es erklären, dass wir schon am Anfang einen kleinen Einbruch hatten. Ich denke, dass wir jetzt in der Vorbereitung auch gut drin sind, uns punktuell gut verstärkt haben und ich denke, dass wir jetzt voll konzentriert die Rückserie angehen können.


    Halil Savran im Gespräch mit die-fans.de.

    Vor der Winterpause kam das Gerücht auf, dass Du zu Hertha BSC wechseln würdest. Was ist dran an dieser Meldung und würde ein solcher Wechsel Deinen Vorstellungen entsprechen?

    Ich habe jetzt einen Vertrag. Aber ein junger Spieler hat immer Vorstellungen nach oben. Ich würde lügen, wenn ich das nicht sage. So ehrlich wie ich bin, dass ich meinen Vertrag einhalten werde, so ehrlich bin ich auch, dass ich mich sportlich weiter entwickeln möchte. Wo man sich dann sportlich weiterentwickelt, dass ist halt die andere Frage. Man muss sehen, dass alles passt. Ich bin jetzt ein junger Spieler, ich kann noch eine Menge lernen, denke ich. Ich merke es körperlich, dass noch Potential da ist und das muss halt gefördert werden. Es wäre natürlich eine tolle Möglichkeit mit Vollprofis zu trainieren, die das als Job machen, wo man auch viel lernen kann. Ich bin ja auch hierher gekommen, weil ich wusste, ich kann von Leuten wie Fußi was lernen. Von ihm habe ich auch eine Menge gelernt. Das ist ja schließlich mein Ziel, immer höher zu kommen und immer mehr zu lernen. Ich spiele Fußball, das ist mein Job und da will ich auch weiterkommen. Natürlich möchte ich gerne höher kommen, je höher desto besser. Ich kann mich auch nicht zufrieden stellen. Wenn ich zufrieden wäre, hätte ich schon verloren. Ich will immer mehr und suche immer nach neuen Herausforderungen.

    Mit Danny Kukulies haben die ‚Veilchen’ einen weiteren Stürmer verpflichtet. Spornt Dich diese Verpflichtung weiter an und glaubst Du, dass Du in diesem Jahr die Torjägerkrone holst?

    Wir haben uns mit Danny Kukulies gut verstärkt, das ist richtig. Natürlich spornt einen das an. Für einen Spieler ist Konkurrenz immer gut. Man kann sich immer weiterentwickeln und es fördert und motiviert einen ja auch selbst. Das ist ja klar. Wenn man gesetzt ist und nur zwei Stürmer hat, dann muss man selbst dafür sorgen, dass man sich auf Trab hält. Aber so hat man immer wieder Leute zusammen und Konkurrenz. Mit Kukulies haben wir einen erfahrenen Stürmer, der auch schon in der Regionalliga gespielt hat, von dem man auch wieder was lernen kann. Das sind halt für mich die Sachen, die ich mir rausziehe. Ich denke, wir haben uns da gut verstärkt und ich hoffe, dass er uns auch weiterhelfen kann.

    Die Torjägerkrone ist eigentlich zweitrangig. Wir müssen aufsteigen, wir wollen unbedingt aufsteigen. Ich will unbedingt den Aufstieg feiern. Ich war bis jetzt immer nur zufrieden und habe gefeiert, wenn wir bei Lichtenberg nicht abgestiegen sind, da bin ich ehrlich. Das war halt bisher mein ‚feiern’. Aber ich würde gerne aufsteigen, weil das ja im Sport immer was Schönes ist. Die Torjägerkrone wäre natürlich ein netter Beigeschmack, es wäre schön. Aber jetzt geht es in erster Linie zunächst darum, dass wir aufsteigen und der Rest kommt dann von ganz alleine.

    Wie wichtig ist für TeBe der Aufstieg in diesem Jahr und warum bist Du dir sicher, dass ihr es noch schaffen werdet?

    Der Grund geht auch hier wieder auf die Frage zurück, warum ich überhaupt zu Tennis Borussia gekommen bin. Tennis Borussia ist halt einfach ein Traditionsverein, es ist ein Kult-Verein, der auch in der zweiten Liga schon relativ weit oben war. So einen Verein, den sieht man in Berlin eigentlich immer oben. Deshalb ist es auch extrem wichtig hochzukommen und dafür werden wir alles geben. Ich bin mir da eigentlich mehr als sicher, sonst würde ich hier keine Perspektiven sehen. Der Verein sieht das genauso, sonst würde man nicht so viel investieren und nicht so dahinter stehen. Wir haben ein Projekt, das sind fünf Punkte. Die holen wir uns und dann denke ich, dass wir aufsteigen werden.

    In wie weit hast Du Kontakt zu den Fans und wie wichtig sind diese Dir?

    Kontakt habe ich eigentlich nur indirekt. Ich kenne jetzt keinen persönlich, aber man merkt, dass man auch bei den Fans angekommen ist. Wenn sie mal den Namen rufen oder wenn sie mich einfach mal nur mit meinem Namen ansprechen, das ist natürlich ein schönes Gefühl. Da weiß man, die interessieren sich für einen und die Leistung kommt auch an. Natürlich ist das schön, aber direkten Kontakt habe ich jetzt nicht. Ich denke, so wie wir da verfahren, ist es auch normal und in Ordnung. Wichtig sind sie natürlich allemal. Für die Mannschaft allgemein und natürlich auch für den Spieler. Wenn man merkt, man kommt an, dann ist das natürlich immer ein schönes Gefühl. Das motiviert mich zumindest immer noch mehr.

    Wie siehst Du deine persönliche Entwicklung in den vergangenen Jahren und an welchen Schwächen musst Du noch arbeiten?

    Meine Entwicklung in den letzten Jahren war ja die Entwicklung im Männerbereich. Ich habe gemerkt, dass der Jugendfußball nicht der Männerfußball ist. Das war damals schon eine kleine Umstellung, obwohl ich als A-Jugendlicher den Sprung geschafft habe. Aber trotzdem war es eine Umstellung, klar, das Training und alles so drum und dran. Aber ich konnte mich ganz gut weiterentwickeln. Vor allen Dingen physisch, also vom Körper her, weil ich halt davon lebe, von meiner Spielart, vom Läuferischen, von der Kraft.

    Woran ich noch arbeiten muss, ist ein bisschen mehr Übersicht auf dem Spielfeld zu bekommen. Ich bin halt sehr ehrgeizig, will immer und gebe immer Gas. Man muss aber auch mal einen Schritt rausnehmen, den Nebenmann mal sehen. Aber das ist halt die Erfahrung. Die kann man nicht mit einfach lernen und insofern ist die fehlende Erfahrung vielleicht eine Schwäche. Wenn ich sehe, dass viele ältere Leute mit Auge arbeiten, beispielsweise. Ich spiele heute auch schon anders als mit 18 Jahren, weil das einfach eine Sache ist, die man irgendwann lernt. Das wird dann zur Routine, wenn man immer mehr spielt, kommt man auch dahin.

    Welche persönlichen Ziele hast Du Dir für die kommenden Jahre gesetzt?

    Das Wichtigste ist natürlich gesund zu bleiben. Das hat allerhöchste Priorität, denn ohne die geht nichts. Ansonsten möchte ich im Mai meine Abschlussprüfung machen. Ich mache ja gerade eine Ausbildung zum Bürokaufmann und die würde ich im Mai gerne erfolgreich abschließen. Dann hoffe ich, dass ich mich in den nächsten Monaten und Jahren fußballerisch weiterentwickeln kann und mit Fußball so weit wie möglich kommen kann. So hoch wie mein Potential reicht, so hoch möchte ich auch kommen. Das sind meine Ziele für die nächsten Jahre.

    Wo würdest Du gerne einmal spielen? Gibt es einen Traum?

    Einen Verein favorisiere ich jetzt nicht so direkt, muss ich sagen. Ich bewundere aber den Fußball in England. Das ist, glaube ich, ein Fußball, der auch so leicht meiner Spielart entspricht, weil ich auch viel laufe, im Kampf immer hoch und runter. Ich glaube, es wäre schon ein Traum mal in England zu spielen. Auch schon wegen der Zuschauer, um mal wieder auf die Fans zurückzukommen. Die sind ja da nur zwei Meter von einem entfernt und hassen dich, so wie sie dich auch lieben. Das ist ja immer so der krasse Gegensatz. Obwohl es natürlich auch ein Motivationsgefühl ist, wenn Fans mich ausbuhen. Es gibt viele tolle Vereine, aber England wäre ein schönes Land. Das wäre mein Traum, glaube ich.

    Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Rückrunde!

    Geschrieben von:  Anne80

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