VfL Bochum, 09. Januar 2008
Im Sommer 2007 stellte der VfL Bochum die finalisierte Version seines eigenen ‚Leitbilds’ vor, das die Identität des Vereins definieren und bewahren soll. Ein Bekenntnis zur regionalen Identität und der eigenen Tradition, das in Zeiten, in denen derlei Werte von der zunehmenden Kommerzialisierung verdrängt werden, einmalig in Fußballdeutschland ist. Lediglich Celtic Glasgow kann mit der ‚Celtic Social Charter’ international ein ähnliches Projekt vorweisen.
Zur selben Zeit stellte der Verein für Leibesübungen mit ‚kik’, ein Textilunternehmen, das im Billigsegment beheimatet ist, seinen Trikotsponsor für die Saison 2007/2008 vor. Bis dahin noch zwei Ereignisse, die nichts miteinander zu tun haben, mag man meinen. Spätestens bis Oktober 2007 kann man das auch so stehen lassen, aber dann tauchten erste Berichte über unsoziale Arbeitsbedingungen bei dem Textilunternehmen auf. So sollen Stundenlöhne zwischen 4,50 Euro und 5,20 Euro die Regel sein, bezahlter Urlaub den ca. 18.000 Mitarbeitern verweigert, und aussichtsreiche Anwärter auf einen Posten im Betriebsrat fristlos entlassen worden sein.
Nun ist im ‚Leitbild’ des VfL unter ‚Soziale Verantwortung’ auf der Homepage des Vereins aber folgendes zu lesen: „Wir verpflichten uns den Werten des Sports: Toleranz, Fairplay, Solidarität und Gleichheit leben wir vor.“ Ein Punkt, der für viele Fans der Bochumer nicht mit dem sozialen Gebaren des Trikotsponsors zu vereinbaren ist. Daraufhin schrieben sie einen offenen Brief an ihren Verein, der natürlich nicht unbeantwortet blieb:
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 8. Januar 2008, auf welches wir im Folgenden näher eingehen möchten.
Wir sind uns der Bedeutung der in unserem Leitbild verankerten Werte sowie der daraus resultierenden Verantwortung bewusst und richten unsere Arbeit konsequent danach aus. In diesem Rahmen verstehen wir ebenso auch unsere Partnerschaft mit unserem Hauptsponsor KiK. Wenn Sie in Ihrem Schreiben vom „Schmuddelimage des antisozialen Textildiscounters“ sprechen, so nehmen Sie bis dato in keiner Weise bewiesene Vorwürfe gegen unseren Partner zum Anlass, ein finales Urteil zu fällen. Wenn Sie zudem von Toleranzgrenzen sprechen, so müssen diese sowohl von uns als Partner aber auch von Ihnen als unabhängigem Beobachter nicht nur in eine Richtung interpretiert werden. Unser Leitbild sehen wir nicht als Gesetzeswerk, unter welches jedes Vorurteil subsumiert wird, sondern als Leitfaden mit dem wir uns nachhaltig identifizieren. Interessenskonflikte und populistische Behauptungen reichen unserer Meinung nicht aus, um ein negatives Urteil in einer Partnerschaft zu fällen.
Wir befinden uns in regem Dialog mit den Verantwortlichen des Unternehmens KiK. Dort ist man sich bewusst, dass der Erfolg von KiK nicht möglich wäre, ohne engagierte und motivierte Mitarbeiter. Das Unternehmen sieht sich mit seiner Lohnpolitik im Rahmen des geltenden Rechts und zahlt seinen Angestellten und Aushilfen branchenübliche und marktgerechte Löhne. Wie alle anderen Unternehmen wird KiK regelmäßig von den zuständigen Behörden steuer- wie sozialversicherungsrechtlich überprüft. Bis heute gab es hierbei keinerlei Beanstandung. Eine Anzeige der Gewerkschaft ver.di gegen die KiK-Geschäftsführung wegen vermeintlichen ‚Lohn-Dumpings’ ist Ende vergangenen Jahres gescheitert. Die zuständige Staatsanwaltschaft Dortmund sah keinen Anlass, Ermittlungen aufzunehmen.
Sie fordern, dass Kooperationspartner mit unserem Leitbild kompatibel sein müssen. Seien Sie versichert, dass nicht nur unsere Partner, sondern auch unsere Spieler, Mitarbeiter und auch Funktionäre sich mit unserem Leitbild identifizieren. Gerade deshalb ist es unser Bestreben, besonders im Austausch mit unseren Fans, derartige Fragen offen und umfassend zu diskutieren.
Wir hoffen, unsere Ausführungen haben unseren Standpunkt verdeutlicht und wir treffen auf Ihr Verständnis, denn Sie können gewiss sein, dass wir uns im Sinn unseres Leitbildes ständig mit unseren Partnern austauschen.
Mit freundlichen Grüßen
Ansgar Schwenken und Stefan Kuntz
Vorstand VfL Bochum 1848
Die Reaktionen aus der Fanszene darauf waren sehr unterschiedlich. Während Einige von einer „guten Antwort“ sprachen, redeten Andere davon, dass der Verein sich als Anwalt seines Hauptsponsors positioniere. Der Ausgang dieser Debatte bleibt weiterhin offen.
Geschrieben von: yeti
19. INTERNATIONALE FUSSBALL-...
18. Internationale Fussball-...
Vertrauen in die Arbeit des...
16. Internationale Fußball-...
Copyright 2007 Die Fans Media GmbH